"Diese junge Dame": Tagesspiegel-Redakteur nach Baerbock-Aussage in der Kritik

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock während eines Besuchs in Shyrokyne, Donezk, Ukraine, 08.02.2022
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock während eines Besuchs in Shyrokyne, Donezk, Ukraine, 08.02.2022 Copyright BERND VON JUTRCZENKA/AFP
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Ein Kommentar eines Tagesspiegel-Redakteurs zu Annalena Baerbock in der Ostukraine sorgt auf Twitter für Entrüstung.

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Über den Tagesspiegel-Journalisten Christoph von Marshall ergießt sich derzeit ein Shitstorm auf Twitter. Der Grund: Von Marschall hatte sich in der Presseschau des ZDF-Morgenmagazins zur Außenpolitik der neuen Bundesregierung geäußert und dabei mit Bezug auf Annalena Baerbock von "dieser jungen Dame" gesprochen.

Moderatorin Dunja Hayali hatte den Journalisten gefragt, ob er glaube, dass die Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock in ihrer Rolle aus Außenministerin angekommen sei und dabei ein Foto von ihrem Besuch an der Front im Donbass, in der Region Donezk, eingeblendet. In seiner Antwort sagte von Marschall "Man sieht ja deutlich, dass diese junge Dame, die unsere neue Außenministerin ist, sich in dieser Situation nicht besonders wohl fühlt, und dass das nicht ihre Welt ist."

Unter dem Hashtag #DieseJungeDame posten zahlreiche Nutzer:innen ihre Gedanken.

Journalistin Katharina Borchert findet, dass die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock mehr Respekt verdient hat.

Die Autorin Annika Brockschmidt prangert nicht nur die Tatsache an, dass Annalena Baerbock als "diese junge Dame" bezeichnet wurde, sondern stellt die Frage in den Raum, wer sich an einer Kriegsfront wohl fühlt.

Die Journalistin Alice Bota meint, dass ein Großteil der Kriegsberichterstattung aus der Ostukraine von jungen Journalistinnen durchgeführt wurde. Auch sie bezweifelt, dass man sich an einer Kriegsfront "wohlfühlen" kann, egal ob Mann oder Frau.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Valentin Abel findet, dass Baerbock schon jetzt mehr Schneid gezeigt hat als ihr Vorgänger.

Und auch aus anderen Parteien bekommt Baerbock den Rücken gestärkt. Die nordrhein-westfälische SPD-Landtagsabgeordnete Sarah Phillipp fragt sich, ob man Christoph Lindner schonmal als "diesen jungen Herren" bezeichnet hat.

In den Reihen der eigenen Partei wird die Aussage des Tagesspiegel-Journalisten heftig kritisiert. Der Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung von Schleswig-Holstein, Jan Albrecht, meint:

Die grüne Europaparlamentarierin Hannah Neumann findet:

Die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen Sara Nanni meint, dass bei der Diskussion um die sexistische Entgleisung aus den Augen verloren wird, das es sich bei dem Ukraine-Konflikt um ein ernstzunehmendes Thema handelt.

Die Journalistin Luisa Thome fasst es so zusammen:

Diese Nutzerin frag sich:

Einige finden, dass die Moderatorin Dunja Hayali umgehend hätte widersprechen müssen. Hayali hatte auf Twitter erklärt, dass sie die verbale Entgleisung im Nachhinein mit von Marschall klären wolle.

Sie schrieb: "In der Presseschau laden wir Kolleg*innen ein, um ihre Kommentierung zu hören. Anders als bei Politiker*innen/ Expert*innen widersprechen wir hier idR nicht. Hätt ich heute tun können/evt müssen, hab mich aber für Variante: ich kläre das verbal hinterher mit Marschall entschieden." Dazu verlinkte sie einen Text, der offenbar als Erklärung des Gesagten dienen soll. Darin heißt es: "Die Bitte war, das Bild der Außenministerin zu kommentieren. Die "junge Dame" war nicht despektierlich gemeint, sondern eine Beschreibung der Szene. Schutzhelm und kugelsichere Weste sind eine Welt, in der sie sich sichtbar nicht wohl fühlt."

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