Im Bavona-Tal im schweizerischen Tessin steht niemand wirklich unter Strom

Im Bavona-Tal im Tessin geht's auch ohne Strom.
Im Bavona-Tal im Tessin geht's auch ohne Strom. Copyright FABRICE COFFRINI/AFP or licensors
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Von Frank Weinert
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Im Bavonatal im schweizerischen Tessin wissen sie, wie Energiesparen geht. In einigen Dörfern gibt es gar keinen Strom. Und es geht trotzdem.

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Das Bavona-Tal im Nordwesten des Schweizer Kantons Tessin. Hier wird Energieeffizienz schon immer gelebt. Der Weiler Sonlerto war noch nie an das Stromnetz angeschlossen.

Einige „Stromer“ haben seit 1980er Jahren Sonnenkollektoren installiert. Ansonsten gibt es hier Holz zum Heizen und auch mal ein paar Gasflaschen. Bice Tonini – 88 Jahre alt - kommt schon immer gut klar ohne Strom: „Ich sehe heute so viel Verschwendung, auch bei der Elektrizität, so viele Lichter überall. Aber nicht hier, denn hier ist alles dunkel, es gibt nicht einmal eine Straßenlaterne.“

In Sonlerto tappt man gerne mal im Dunkeln. Aber die Winter sind oft streng, deshalb kommen die meisten Leute nur von April bis Oktober hierher. Trotzdem: Romano Dadò, ehemaliger Stadtrat von Cevio und Bewohner des Tals, möchte nicht anders leben: „Für uns ist es kein Problem, den Verbrauch vieler Dinge zu reduzieren, wir wissen noch, wie man so lebt!“

Nanu – es gibt doch Strom. Er wird dank der Staudämme oberhalb des Tals erzeugt. Doch der Anschluss der Dörfer unterhalb an das Stromnetz ist zu teuer. Der Strom wird statt dessen in die deutschsprachigen Regionen der Schweiz geschickt. Da ist mehr Geld für Elektrizität vorhanden, sagt Romano Dadò: „Die großen Städte der Deutschschweiz kamen hierher, um Strom zu bekommen, sie bauten dort oben Staudämme und zahlten ein wenig für das Gebiet, das sie eigentlich fast gestohlen hatten.“

Dieses karge Leben ist nichts für Jeden. Martino Giovanettina besitzt ein Restaurant in Foroglio, im Tal. Der Mangel an Energie hindere ihn daran, sich dem Tourismus zu öffnen: "Ich bin vor gut dreißig Jahren hierher gekommen – damals gab es offensichtliche Schwierigkeiten aufgrund der Energiesituation und der Planungslage. Letztes Jahr haben wir eine große Investition getätigt, und es gab immer noch große Planungsschwierigkeiten."

Im Bavona-Tal lebten übrigens einst gut 500 Menschen. Heute sind es nur noch etwa 50.

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