Wegen fehlender Nachfrage: Vietnamesische Fabriken kündigen Zehntausenden

Textilfabrik in Vietnam
Textilfabrik in Vietnam Copyright Hau Dinh/ AP
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Von Julika Herzog mit AFP
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Zehntausende Fabrikangestellte in Vietnam sind entlassen worden, wegen fehlenden Aufträgen aus dem Westen. Fast eine halbe Millionen Arbeiter und Arbeiterinnen wurden gezwungen ihre Stunden zu reduzieren.

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Zehntausende Fabrikangestellte in Vietnam sind entlassen worden, wegen fehlenden Aufträgen. Fast eine halbe Millionen Arbeiter und Arbeiterinnen wurden gezwungen ihre Stunden zu reduzieren.

Westliche Verbraucher sparen- vietnamesische Firmen entlassen

Wegen höheren Lebenshaltungskosten sparen westliche Verbraucher. Die Folge: große Modefirmen bestellen weniger. Dies trifft insbesondere die Textilindustrie in Vietnam schwer. Das südostasiatischen Land ist einer der weltweit größten Exporteure von Kleidung, Schuhen und Möbeln.

Anfang des Monats wurde auch der 31-jährigen Nhieu gekündigt, die mit ihren beiden jungen Söhnen und ihrem Ehemann in einem neun Quadratmeter großen Zimmer in Ho-Chi-Minh-Stadt lebt: "Ich glaube, meine Situation ist schlimmer als in der Covid-Zeit. Denn während der Pandemie haben uns Spenden sehr geholfen. Jetzt bin ich arbeitslos, niemand kann uns helfen und es gibt keine Unterstützung mehr im Zusammenhang mit Covid. Ich werde alles alleine stemmen müssen."

Ihre Firma, der taiwanesischer Schuhhersteller Ty Hung Company, der große westliche Labels wie zum Beispiel Timberland beliefert, hat wegen fehlender Auträge 1200 seiner 1800 Mitarbeiter in Ho-Chi-Minh-Stadt entlassen.

Vorallem Frauen ab 35 Jahren von Entlassungen betroffen

Seit September haben mehr als 1.200 Unternehmen - hauptsächlich ausländische Unternehmen in der Bekleidungs-, Schuh- und Möbelbranche - Mitarbeiter entlassen oder ihre Arbeitszeit verkürzt, so der vietnamesische Gewerkschaftsbund.

Gerade die Fabrikarbeiterinnen, die 80 Prozent der Arbeitskräfte in der vietnamesischen Bekleidungsindustrie ausmachen, sind am härtesten betroffen: Von den etwa 40.000 Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, sind 30.000 Frauen im Alter von 35 Jahren oder älter.

"Die Schwierigkeit während der Covid-Zeit war, dass wir immer noch die Aufträge hatten, aber die Lieferkette unterbrochen war. Es gab keine Arbeitskräfte, die Arbeiter durften nicht in einer Umgebung arbeiten, in der ihre Sicherheit nicht gewährleistet war. Jetzt haben wir das alles, aber nicht mehr die Nachfrage", erklärt Tran Viet Anh vom Wirtschaftsverband von Ho-Chi-Minh-Stad. 

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Bestellungen aus den Vereinigten Staaten um 30 bis 40 Prozent und aus Europa sogar um 60 Prozent zurückgegangen, wichtige Absatzmärkte von in Vietnam hergestellten Waren. Inflation und hohe Energiekosten wegen des Ukraine-Krieges lassen die Nachfrage im Westen sinken.

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