Nach Schiffstragödie: Tausende Griechen demonstrieren gegen Migrationspolitik

Demonstration in Athen am Donnerstagabend
Demonstration in Athen am Donnerstagabend Copyright Petros Giannakouris/Copyright 2023 The AP. All rights reserved
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Von Euronews mit AP, dpa
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Vor der Halbinsel Peloponnes sinkt trotz weiter laufender Einsätze von Seenotrettern die Hoffnung, Überlebende der Bootstragödie ausfindig zu machen. Die meisten Passagierinnen und Passagier wurden wahrscheinlich mit dem Wrack in die Tiefe gerissen.

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In mehreren griechischen Städten hat es Demonstrationen gegen die Migrationspolitik Griechenlands und der Europäischen Union gegeben. Die Demonstrierenden warfen der Politik vor, den Kontinent in eine Festung und das Mittelmeer in ein "totes" Meer zu verwandeln. Insgesamt beteiligten sich mehrere tausend Menschen.

Hintergrund ist die Schiffstragödie vor der Halbinsel Peloponnes am Mittwoch. In Zusammenhang mit dem Unglück nahmen griechische Behörden neun mutmaßliche Schleuser aus Ägypten fest, die den Untergang überlebten. Ihnen wird laut Medienberichten Menschenhandel und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, forderte Konsequenzen aus der Tragödie auf EU-Ebene: "Aber lassen Sie uns eines klarstellen. Dies ist kein griechisches Problem. Es ist ein europäisches Problem. Ich denke, es ist an der Zeit, dass Europa in der Lage ist, solidarisch eine effektive Migrationspolitik zu definieren, damit sich solche Situationen nicht wiederholen."

Kanzler Scholz: "Das ist bedrückend"

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz reagierte bestürzt. Er wünsche sich eine Lösung mit Hilfe eines gemeinsamen und solidarischen "Systems des Umgangs" mit der Migration in Europa.

Scholz sagte in Berlin: "Das ist bedrückend und ruft uns alle mal mehr dazu auf, alles dafür zu tun, dass Menschen nicht diese gefährlichen Fluchtrouten wählen."

Das ganze Ausmaß des Dramas steht weiterhin nicht fest. 104 Menschen an Bord des Fischkutters überlebten. 78 Leichen sind geborgen worden. An Bord waren nach Behördenangaben zwischen 500 und 700 Menschen. Die meisten wurden wahrscheinlich mit dem 30 Meter langen Schiff in die Tiefe gerissen. Wahrscheinlich werden die sterblichen Überreste nie geborgen werden können, denn das Mittelmeer ist am Unglücks fünf Kilometer tief. Trotzdem läuft die Suche nach Leichen weiter.

Die meisten Überlebenden stammen laut der griechischen Küstenwache aus Syrien, Afghanistan und Pakistan. Der rostige Kutter war in der libyschen Stadt Tobruk in Richtung Italien in See gestochen.

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