Bandengewalt in Haiti: Tausende flüchten aus Hauptstadt Port-au-Prince

Menschen fliehen vor der Gewalt
Menschen fliehen vor der Gewalt Copyright Odelyn Joseph/AP Photo
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Von Euronews
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Haiti leidet unter der Gewalt rivalisierender Banden. Diese kontrollieren große Teile der Hauptstadt. Die Einwohner fliehen, viele leben in behelfsmäßigen Unterkünften.

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In Haiti sind wegen andauernder Bandengewalt in den vergangenen Tagen rund 5000 Bewohnerinnen und Bewohner aus der Hauptstadt Port-au-Prince geflüchtet. Nach Berichten der Vereinten Nationen gebe es in der Stadt insgesamt etwa 130.000 Vertriebene. Die Menschen fliehen in Autos, auf Motorrädern oder zu Fuß.

"Die Banden haben unsere Häuser angezündet, all unser Hab und Gut wurde verbrannt.", sagt eine Frau. "Wir kommen nicht weiter. Wir haben die Polizisten verloren, die uns geholfen haben." Eine andere Frau erklärt, dass sich niemand der Toten annehmen könne. "Wir können Menschen mit Schusswunden nicht einmal in ein Krankenhaus bringen. Wer kann sie aufnehmen? Man riskiert, dabei selbst verletzt zu werden."

Nach UN-Angaben lebt fast die Hälfte der Vertriebenen in Port-au-Prince inzwischen in behelfsmäßigen Unterkünften. Doch die hygienischen Verhältnisse sind sehr schlecht. Viele hätten zunächst bei Freunden oder Familie Unterschlupf gesucht, doch die Fähigkeit der aufnehmenden Gemeinden, ihre knappen Mittel zu teilen, nehme mit Fortdauern der Krise jedoch ab. Landesweit gibt es laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) fast 200.000 Vertriebene. Hinzu kämen rund 100.000 Haitianerinnen und Haitianer, die in diesem Jahr aus umliegenden Ländern abgeschoben worden seien.

Haiti leidet unter den rivalisierenden Banden, die rund 80 Prozent der Hauptstadt kontrollieren und die Bevölkerung mit brutaler, teils sexueller, Gewalt terrorisieren. Auch die Zahl der Entführungen ist drastisch gestiegen. Zuletzt kam es zu einer Selbstjustiz-Bewegung der Bewohnerinnen und Bewohner gegen die Banden. Die Gewalt verschärft auch die ohnehin schon prekäre Versorgungslage in Haiti. Fast die Hälfte der elf Millionen Bewohner des armen Karibikstaats leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger.

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