Verprügelt und verbrannt: Wütender Mob lyncht Bandenmitglieder in Port-Au Prince

Polizeirazzia im Stadtteil Turgeau in Port-au-Prince
Polizeirazzia im Stadtteil Turgeau in Port-au-Prince Copyright RICHARD PIERRIN/AFP or licensors
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Von Euronews mit AFP/DPA
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Anwohner reagieren auf die Bandenkriminalität und schlagen zurück. Dutzende Familien fliehen aus den von der Gewalt erschütterten Vierteln.Die UNO hält den Einsatz internationaler Streitkräfte für dringend erforderlich.

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Die Gewalt in Haiti hat das Niveau eines Landes im Krieg erreicht, warnt die UNO mit Blick auf die jüngsten Vorfälle in der Hauptstadt Port-au-Prince.

Am Montag hatte ein wütender Mob etwa ein Dutzend mutmaßliche Bandenmitglieder gelyncht. Die  bewaffneten Männer seien in einem Minibus unterwegs gewesen und von der Polizei kontrolliert worden.

Anwohner entrissen die Männer dem Polizeigewahrsam, verprügelt und verbrannten sie mit angezündeten Autoreifen, wie Polizei und Augenzeugen berichteten.

Selbstjustiz: Anwohner schlagen zurück

Die Selbstjustiz verdeutlicht den Zorn über die zunehmend gesetzlose Situation in der Stadt, in der rivalisierende Banden die Kontrolle übernommen haben.

Die Menschen in Haiti stehen wegen der Gewalt unter starker Spannung und schlagen zurück. "Wir werden uns verteidigen, wir haben unsere Waffen, wir haben unsere Macheten", erklärt ein Anwohner Mann.

Die UNO erklärte in ihrem jüngsten Bericht zur Lage in Haiti, es sei dringend notwendig, eine spezialisierte internationale bewaffnete Truppe zu entsenden, um die Polizei bei der Wiederherstellung der Ordnung zu unterstützen. 

Familien fliehen vor der Gewalt

Farhan Haq, stellvertretender Sprecher des UN-Generalsekretärs sagte: "Die Sicherheitslage und die humanitäre Situation in vielen Gebieten von Cité Soleil haben ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Nach Angaben unserer humanitären Mitarbeiter wurden zwischen dem 14. und 19. April bei Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Banden fast 70 Menschen getötet, darunter 18 Frauen und mindestens 2 Kinder. Weitere 40 Menschen wurden verletzt."

Inmitten dieser extremen Gewalt fliehen sich Dutzende Familien aus den betroffenen Stadtvierteln. Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents und erlebt eine Hungerkrise, die nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms einen kritischen Punkt erreicht hat.

Haiti leidet seit Jahren unter der Gewalt von Banden, die bisweilen politischen Akteuren nahestehen und nach UN-Angaben einen Großteil der Hauptstadt kontrollieren. Die Interimsregierung, die seit der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 an der Macht ist, bat vor rund einem halben Jahr um Hilfe durch eine bewaffnete internationale Truppe - die kam bislang nicht.

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