Budapester ¨Partyviertel will Unwesen der "Stag Parties" Einhalt gebieten

Erzsébetváros, die Budapester Elisabethstadt, hat ein reges Nachtleben, aber auch eine bedeutende Vergangenheit.
Erzsébetváros, die Budapester Elisabethstadt, hat ein reges Nachtleben, aber auch eine bedeutende Vergangenheit. Copyright Euronews
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Von Nora Shenouda
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Die Anwohner:innen kämpfen für einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Tourismus.

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Junggesellenabschiede mit lärmenden Teilnehmern, die als Körperteile verkleidet sind, Müll und Ausscheidungen auf den Straßen - so sieht eine durchschnittliche Wochenendnacht auf den Straßen des so genannten Partyviertels von Budapest aus.

Nach Covid ist die Party in der Elisabethstadt wieder in vollem Gange, aber nun hat der Bürgermeister genug davon. Er hat eine Kampagne gestartet, um das typische "Junggesellenabschied"-Verhalten zu verhindern, d. h. das Umherziehen in großen Scharen, betrunkenes Geschrei, Zerstören von Gegenständen usw.. 

Es ist wirklich schlimm geworden, vor allem weil der Alkoholpreis im Vergleich zu Großbritannien und anderen europäischen Ländern hier immer noch niedrig ist. Die Bewohner dieses kleinen Viertels sind verärgert und müde, und die Verantwortlichen des Viertels (in dem sich die weltberühmte Synagoge befindet und in dem sich während des Zweiten Weltkriegs das jüdische Ghetto befand) würden gerne für andere Dinge bekannt sein als für Exkremente auf den Straßen und Chaos. 

Dennoch weigert sich ein Anwohner, Sándor Szikszai, seinen Wohnort als Partyviertel zu bezeichnen. Er sagt, dass der Stadtteil ursprünglich ein normales Wohngebiet war, mit Schulen, Arztpraxen, Büros und Menschen, die dort ihr Leben verbringen. Aber jetzt ist es anders: Als sein Sohn  klein war, schlief er regelmäßig während des Unterrichts ein, weil er wegen des Lärms in der Nacht nicht schlafen konnte:

"Wenn man sein Kind in den Kindergarten bringt, muss man einen Kot- und Urin-Hindernisparcours überwinden, und manchmal wird man mit dem Anblick von benutzten Kondomen konfrontiert, die auf den Zaun des Kindergartens gestülpt wurden. In einem Fall drang ein betrunkener Tourist in den Kindergarten ein und legte sich dort zum Schlafen nieder."

Sándor Szikszai fügt hinzu, dass es sich einige Anwohner schlicht nicht leisten können, wegzuziehen, weil sie in Wohnungen der Gemeinde leben oder zu alt sind und die Last eines Umzugs nicht tragen können.

Péter Niedermüller, der Bürgermeister von Erzsébetváros, plant, mehr kulturelle Veranstaltungen einzuführen, um ein verantwortungsbewussteres Publikum anzuziehen und versucht, den Schaden zu begrenzen, indem er die Touristen bereits bei ihrer Ankunft am Flughafen aufklärt:

"Wir haben bereits am Flughafen Flugblätter verteilt, um die Touristen darauf hinzuweisen, dass sie mit hohen Strafen rechnen müssen, wenn sie den öffentlichen Raum verschmutzen, sich nicht angemessen verhalten, wenn sie in der Nacht schreien, und wir bereiten Filme vor, die sie darüber aufklären, welches Verhalten nicht akzeptiert wird."

Da die Stadtverwaltung unterfinanziert ist, haben die örtlichen Restaurant- und Nachtclubbesitzer einen Fonds eingerichtet, um ihnen zu helfen - sie reinigen die Straßen nach Ladenschluss und bezahlen das Sicherheitspersonal, das zusammen mit den offiziellen Wachen der Stadtverwaltung auf Streife geht.

Das so genannte 'Partyviertel' besteht eigentlich nur aus 8 Straßen im 7. Bezirk von Budapest, wo sich an belebteren Tagen bis zu 25-30 Tausend Menschen einfinden. Die meisten Anwohner wollen Ruhe und Frieden, die Touristen wollen sich amüsieren, und die Gastronomen hoffen natürlich auf möglichst viele Gäste. 

Nach Ansicht des Bürgermeisters könnten die Behörden in dieser Situation mehr tun. Jeder hat Recht, und niemand ist rundum glücklich. Eines ist sicher: Trotz der jüngsten positiven Initiativen wird man die Probleme des Partyviertels nicht von heute auf morgen lösen können.

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