Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht bestätigt Abaya-Verbot an Schulen

Symbolbild einer Abaya, einem traditionnell in arabischen Ländern getragen Gewand
Symbolbild einer Abaya, einem traditionnell in arabischen Ländern getragen Gewand Copyright DENIS CHARLET/AFP or licensors
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Von Julika Herzog mit dpa, AFP, AP
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Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht hat das Abaya-Verbot an Schulen bestätigt und eine Berufung gegen die seit Montag geltende umstrittene Kleiderregelung abgewiesen.

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Bildungsminister Gabriel Attal hatte die bei Musliminnen beliebte Abaya, eine Art langen Umhang, zum Schuljahresbeginn aus französischen Klassenzimmern verbannt. Er stützt sich dabei auf das Verbot religiöser Symbole an Schulen in dem streng auf Laizität, also der strikten Trennung von Staat und Religion, bedachten Frankreich.

Diskutiert wird seitdem darüber, ob die Abaya und auch das Pendant für Männer, der Qami, überhaupt religiöse Symbole sind.

„Dieses Verbot basiert auf keinem Gesetzestext. Es handelt sich um eine rein politische Ankündigung des Bildungsministeriums, zu Beginn des neuen Schuljahres. Darüber hinaus handelt es sich um ein Kleidungsstück, das nicht genau definiert ist und das für viele kein religiöses Kleidungsstück ist", so Anwalt Vincent Brengart. 

Ablenkungsmanöver? Nur Minderheit betroffen

Kritiker werfen der Regierung von Präsident Macron vor, sie wolle mit dem Verbot von dringenderen Problemen im französischen Bildungssystem ablenken, wie etwa Lehrermangel und baufälligen Schulen.

Gleichzeitig empfinden viele Menschen, darunter auch Lehrer, das Verbot als islamfeindlich. Sie betrachten die Abaya nur als traditionelles, nicht unbedingt religiöses Kleidungsstück für Mädchen. Doch in Umfragen begrüßen rund drei Viertel der Franzosen das Verbot der Abaya.

Tatsächlich betriff das Verbot nur eine Minderheit. Von landesweit 12 Millionen Kindern und Jugendlichen seien am ersten Schultag nach den Sommerferien 298 Schülerinnen mit Abaya zum Unterricht erschienen. 67 von ihnen  hätten sich geweigert das weite Gewand abzulegen und durften deswegen ihre Schule nicht betreten, wie Bildungsminister Gabriel Attal im französischen Fernsehen erklärte.

Diskussion über Schuluniform und weitere Klagen

Deshalb wird nun der Ruf nach einer Schuluniform laut. Der Bildungsminister, aber auch Präsident Emmanuel Macron wollen es den Schulen in einer Pilotphase erlauben, die Schuluniform auszuprobieren. Wie diese aussehen soll ist völlig offen.

Mehrere weitere Klagen gegen die Entscheidung stehen noch aus. Auch die erste Klage einer Schülerin, die wegen des Tragens eines Kimonos des Unterrichts verwiesen wurde, ist unterdessen an einem Gericht in Lyon eingegangen.

In Clermont-Ferrand hat der Vater einer Schülerin den Direktor telefonisch mit dem Tode bedroht, nachdem dieser seine Tochter wegen ihrer Kleidung nicht in die Schule gelassen hatte. Die Schulleitung hatte die Polizei benachrichtigt, der Mann wurde verhaftet.

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