Drei serbische Staatsbürger im Kosovo festgenommen

Festnahme von drei serbischen Staatsbürgern im Zusammenhang mit Gefechten am Sonntag
Festnahme von drei serbischen Staatsbürgern im Zusammenhang mit Gefechten am Sonntag Copyright Visar Kryeziu/ AP
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Von Julika Herzog mit dpa, AP, AFP
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Zwei Tage nach schweren Kämpfen zwischen serbischen Paramilitärs und der kosovarischen Polizei hat die Staatsanwaltschaft im Kosovo Untersuchungshaft für drei serbische Staatsbürger beantragt.

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Das Trio soll an den stundenlangen Gefechten in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica am Sonntag unmittelbar beteiligt gewesen sein. Dabei waren zunächst ein kosovarischer Polizist und drei serbische Angreifer, die sich in einem serbisch-orthodoxen Kloster verschanzt hatten, getötet worden.

Viele der beteiligten Paramilitärs sollen sich im Schutze der Nacht über die Grenze ins benachbarte Serbien zurückgezogen haben.

Pristina beschuldigt kosovo-serbischen Politiker

Das kosovarische Innenministerium hat Drohnenaufnahmen von der Belagerung des Klosters veröffentlicht.

Die Regierung in Pristina beschuldigt den kosovo-serbischen Politikers Milan Radoicic den Angriff angeführt zu haben. Er soll eng mit dem serbischen Präsidenten verbunden sein.

TEXT Pristina beschuldigt kosovo-serbischen Politiker, den Angriff angeführt zu haben

Wie Innenminister Xheval Svecla am Montagabend sagte, habe man in einem zurückgelassenen Jeep der Angreifer Dokumente von Milan Radoicic gefunden, darunter in Serbien ausgestellte Waffenscheine.

Radoicic ist Vize-Vorsitzender der Serbischen Liste, einer kosovo-serbischen Partei, die 10 der 120 Sitze im kosovarischen Parlament hat. Der Politiker hält sich allerdings meist in Belgrad auf, wo er die Gunst des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic genießt. Im Kosovo wird er wegen eines mutmaßlichen Betrugsdelikts gesucht.

Serben halten Mahnwache für getötete Männer

Vucic hatte die Tötung des kosovarischen Polizisten verurteilt, zugleich aber Verständnis für das Vorgehen der Angreifer gezeigt. Diese seien zu ihren Taten "provoziert" worden, weil die Kosovo-Polizei die Serben im Kosovo "terrorisiere", behauptete er.

Unterdessen gedachten die Serben im Norden des Kosovos der bei den Gefechten getöteten Männer. Auch ein kosovarischer Polizist wurde von den serbischen Paramilitärs bei einem Hinterhalt getötet - vor der anschließenden Belagerung des Klosters.

Bei den Kampfhandlungen am Sonntag handelte es sich um den schwersten Zwischenfall im angespannten Verhältnis zwischen dem Kosovo und Serbien seit Jahren. Zuletzt waren im Nord-Kosovo bei Ausschreitungen serbischer Mobs gegen kosovarische Polizisten und Soldaten der Nato-geführten Schutztruppe KFOR im Mai Dutzende Angreifer und Uniformierte verletzt worden.

Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 nach serbischen Kriegsverbrechen an der kosovo-albanischen Zivilbevölkerung mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an. Serbien, Russland, China und fünf EU-Mitgliedsländer tun dies nicht. Belgrad fordert die Rückgabe seiner einstigen Provinz oder zumindest die Zuerkennung des fast ausschließlich von Serben bewohnten nördlichen Landesteils.

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