Schweigeminute mit Bombendrohung: Frankreichs Schulen gedenken des erstochenen Lehrers

Schweigeminute am Lycee Montaigne in Bordeaux
Schweigeminute am Lycee Montaigne in Bordeaux Copyright CHRISTOPHE ARCHAMBAULT/AFP or licensors
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Von Euronews mit AFP/DPA
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Vor dem landesweiten Gedenken musste das Gymnasium im nordfranzösischen Arras, wo es zu der Tat gekommen war, wegen einer (letztlich falschen) Bombendrohung vorübergehend geräumt werden.

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Schulen in ganz Frankreich haben am Montag um 14.00 Uhr mit einer Schweigeminutes des Französischlehrers Dominique Bernard gedacht, der am Freitag von einem islamistisch radikalisierten jungen Mann erstochen wurde.

Vor dem landesweiten Gedenken musste das Gymnasium im nordfranzösischen Arras, wo es zu der Tat gekommen war, wegen einer letztlich falschen Bombendrohung vorübergehend geräumt werden.

"Schule ist stärker als Trauer"

In einer Botschaft von Präsident Emmanuel Macron auf X (ehemals Twitter) an das Schulpersonal im Land hieße es, Frankreich werde die Schulen als einen Zufluchtsort für Schüler und alle, die in ihnen arbeiteten, sichern. "Die Schule ist stärker als Trauer, Schmerz und Kummer und muss weiterhin ein Bollwerk gegen Feindseligkeit sein."

Der Unterricht in allen Sekundarschulen und Gymnasien des Landes begann an disem Montag des Gedenkens erst um 10.00 Uhr. Die Lehrkräfte hatten sich bereits ab 8.00 Uhr in ihren Schulen versammlet, um gemeinsam über Formen des Gedenkes und der Vermittlung humanistischer Werte zu diskutieren. 

Beschleunigte Abschiebung radikalisierte Ausländer

Innenminister Gérald Darmanin kündigte nach Beratungen der Regierung am Montag an, dass radikalisierte Ausländer ohne Aufenthaltsrecht beschleunigt aus Frankreich abgeschoben werden sollen. Auch bei radikalisierten Ausländern mit Aufenthaltsgenehmigung sollten die Behörden eine Abschiebung intensiver prüfen, hieß es.

Das nationale Gedenken fiel auf den Tag genau auf den tödlichen Angriff auf den Geschichtslehrer Samuel Paty vor drei Jahren. Der 47-Jährige war am 16. Oktober 2020 in einem Pariser Vorort von einem Angreifer getötet und dann enthauptet worden, weil er im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed zeigte, um die Meinungsfreiheit zu illustrieren. Die Tat hatte Frankreich tief erschüttert.

Angst und Schrecken unter Lehrern

In Arras hatten bereits am Sonntag mehrere Tausend Menschen des ermordeten Französischlehrers gedacht. Auch am Montagmorgen versammelten sich viele Schüler:innen vor dem Schulgebäude, einige mit geröteten Augen und einer weißen Rose in der Hand, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet.

Drei Jahre nach der Ermordung von Samuel Paty, die im ganzen Land große Betroffenheit ausgelöst hatte, hat der Anschlag in Arras erneut für Angst und Schrecken gesorgt, insbesondere unter Lehrer:innen, von denen einige die Rückkehr in den Unterricht fürchteten.

"Wieder wurde ein Kollege getötet, das ist sehr hart. Es war sehr wichtig für uns, uns zu treffen, bevor der Unterricht wieder beginnt und bevor die Schweigeminute beginnt, die sehr bewegend sein wird", sagte Vincent Magne, Lehrer für Geschichte und Literatur an einem berufsbildenden Gymnasium in Troyes.

"Es ist schon das zweite Mal, dass es einen Lehrer trifft. Ich habe gespürt, dass die Lehrer sehr schockiert und erschüttert sind", berichtete Carole Zerbib, Leiterin eines Pariser Gymnasiums gegenüber der AFP.

Mutmaßlicher Angreifer schweigt

Die Regierung hat die Sicherheitsmaßnahmen rund um alle Schulen verstärkt. Bildungsminister Gabriel Attal kündigte an, er werde in Kürze "alle lokalen Gebietskörperschaften" zusammenbringen, um "ohne Tabu" über die Sicherheit zu diskutieren.

In Frankreich wurde am Freitag die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen und 7.000 Soldaten und Poliziekräfte im ganzen Land mobilierst. 

Seit seiner Festnahme hat sich der Angreifer von Arras, der laut Augenzeugen "Allah Akbar" gerufen hatte, "nicht geäußert", wie eine Polizeiquelle berichtete. Acht weitere Personen befanden sich am Sonntag noch in Polizeigewahrsam.

Die Beerdigung von Dominique Bernard soll am 19.10. in der Kathedrale von Arras stattfinden. Präsident Macron kündigte an, dass er an der Trauerfeier teilnehmen werde.

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