Nach Treffen in Malta: Selenskyj sieht internationale Solidarität mit der Ukraine

Ein ukrainischer Schützenpanzer feuert auf russische Stellungen bei Awdijiwka
Ein ukrainischer Schützenpanzer feuert auf russische Stellungen bei Awdijiwka Copyright LIBKOS/AP Photo
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Von Euronews mit dpa
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Russland hat die Ukraine erneut mit Kampfdrohnen angegriffen. In einigen Regionen des Landes herrschte zeitweise Luftalarm. Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Gespräche in Malta über eine Friedenslösung für die Ukraine als wichtiges Signal.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Gespräche Dutzender Staaten über eine Friedenslösung für sein Land als wichtiges Signal bezeichnet. In seiner allabendlichen Videobotschaft sagte er, dass die Hauptsache Einigkeit über die wirkliche Macht des Völkerrechts sei, "ganz gleich", was in der Welt geschehe. "Denn das ist Einigkeit um der Gerechtigkeit willen für die Ukraine und alle Länder und Völker, die einer Aggression ausgesetzt sein könnten."

Über das Wochenende hatten ranghohe Vertreter aus 66 Staaten sowie internationale Organisationen in Malta über Selenskyjs "Friedensformel" beraten. Dazu gehören neben der Kernforderung nach einem Abzug russischer Truppen aus der Ukraine auch die Freilassung aller Kriegsgefangenen, ein Tribunal für Kriegsverbrecher sowie Sicherheitsgarantien für das Land.

Russland attackiert Ukraine mit Kampfdrohnen

Russland hat die Ukraine nachts erneut mit Kampfdrohnen angegriffen. In weiten Teilen der Zentralukraine herrschte am späten Sonntagabend zeitweise Luftalarm. Die Luftwaffe teilte mit, dass die Drohnen in Wellen über die Gebiete Winnyzja, Kirowohrad, Tscherkassy und Chmelnyzkyj flogen.

Explosionen wurden aus dem Gebiet Cherson, aber auch aus dem Umland der Hauptstadt Kiew gemeldet. Angaben zu möglichen Treffern durch die Drohnen wie zu Abschüssen durch die ukrainische Flugabwehr gab es am frühen Montagmorgen noch nicht.

Kein russisches Gas mehr durch Ukraine

Die Ukraine wird ab 2025 kein russisches Erdgas mehr Richtung Westen durchleiten. Das sagte der Chef des staatlichen ukrainischen Energiekonzerns Naftogaz, Olexij Tschernyschow, in einem Interview mit dem US-Auslandssender Radio Liberty. Ende 2024 laufe der Transitvertrag mit dem russischen Konzern Gazprom aus. Die Ukraine würde auch schon früher aussteigen, zumal Gazprom für den Transit nicht wie vereinbart zahle, sagte Tschernyschow.

Schon jetzt halte die Ukraine nur am Transit fest, weil mehrere europäische Länder noch auf russisches Gas angewiesen seien. «Wir wollen auch ein zuverlässiger Partner sein für die europäischen Partner, für die Länder, die das brauchen», sagte der Konzernchef. Die Ukraine habe die eigene Gasförderung gesteigert. Sie habe deshalb im kommenden Winter die Chance, erstmals den Bedarf aus eigenen Reserven zu decken, sagte Tschernyschow. Ukrainische Medien zitierten am Sonntag aus dem Interview.

Das Transit von russischem Erdgas durch die Ukraine läuft trotz des Moskauer Angriffskriegs gegen das Nachbarland weiter. Empfänger sind vor allem Länder ohne Zugang zum Meer, die nicht auf Flüssigerdgas (LNG) umstellen können. Ziel der EU ist, ab 2027 keine fossile Energie mehr aus Russland einzuführen.

Heftige Gefechte entlang der gesamten Front

Derweil berichten die ukrainischen Streitkräfte über anhaltende russische Angriffe in mehreren Gebieten entlang der Frontlinie. Allein am Sonntag seien 40 russische Sturmangriffe abgewehrt worden. "Die operative Lage im Osten und Süden der Ukraine bleibt schwierig", hieß es im Abendbericht des Generalstabs in Kiew.

Vor allem Awdijiwka bleibt stark umkämpft. Westlichen Medien zufolge könnte die Stadt zu einem zweiten Bachmut werden. Awdijiwka ist von hoher strategischer Bedeutung: Denn hier verlaufen wichtige Routen entlang der Grenze zu den Separatisten bzw. den von Russland kontrollierten Gebieten. Selbst wenn die Stadt geräumt werden müsste, erfülle es doch die gleiche Funktion wie zuvor die Stadt Bachmut, sagte der pensionierte ukrainische Major Oleksij Hetman: Die russische Armee nütze sich dort ab. Bachmut war nach monatelangen Kämpfen im Mai von Russland erobert worden.

Awdijiwka liegt als ukrainische Frontstadt dicht an Donezk, das von Russland kontrolliert wird und Zentrum des Industriereviers Donbass ist. Dort hätten ukrainische Truppen zehn russische Angriffe abgewehrt, hieß es. Die russische Armee versucht aber weiter, Awdijiwka einzukreisen, und nimmt dafür hohe Verluste an Menschen und Material in Kauf. Nach Schätzungen des ukrainischen Militärs sind dort in den vergangenen Tagen 4000 russische Soldaten getötet worden.

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