Der US-Präsident persönlich musste sich einschalten, denn kurz vor der Übergabe der zweiten Gruppe drohte die Hamas mit Abbruch.
Nächtliche Geiselübergabe in Rafah an der Grenze des Gazastreifens zu Ägpten: Blaulicht, weiße Trucks fahren langsam über eine schwach erleuchtete Straße. Das Rote Kreuz bringt 13 Israelis und vier thailändische Staatsbürger in Sicherheit. Darunter befinden sich auch vier deutsche Doppelstaatler sowie ein zunächst für tot gehaltenes, neunjähriges irisches Mädchen.
Es ist die zweite erfolgreiche Geiselübergabe zwischen Israel und der Hamas. Eine weitere soll an diesem Sonntag folgen.
Im Gegenzug kamen 39 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen frei: 33 Kinder und sechs Frauen. Sie wurden in Ost-Jerusalem und im Westjordanland begrüßt.
Nur wenige Stunden vor der Freilassung der zweiten Gruppe von Geiseln hatte die Hamas eine Übergabe in letzter Minute überraschend gestoppt. Als Grund nannte die Terrororganisation, dass Israel aus ihrer Sicht gegen einen Teil des Geisel-Deals verstoßen habe.
US-Präsident schaltet sich ein
Sie warf Israel unter anderem vor, nicht ausreichend Hilfslieferungen in den nördlichen Teil des Gazastreifens ermöglicht zu haben. Israel wies das zurück und drohte mit einer Aufkündigung des Abkommens.
US-Präsident Joe Biden schaltete sich daraufhin persönlich ein, wie eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung auf Anfrage mitteilte.
Der 81-Jährige habe am Samstag mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, und dem katarischen Premier- und Außenminister, Mohammed bin Abdulrahman Al Thani telefoniert. Am Ende lenkte die Hamas nach Einschreiten Katars am späten Samstagabend ein.
In Dschenin im Westjordanland kam es zu Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern.
Zwei Menschen wurden getötet. Die genauen Hintergründe sind noch unklar. Offenbar hatte es zuvor eine Durchsuchung gegeben.
Demonstration für die übrigen Geiseln
In Tel Aviv gingen tausende Menschen auf die Strasse und forderten die Freilassung der übrigen Geiseln.
In der Stadt gibt es schon seit Wochen Demonstrationen, meist am selben Ort in der Stadt. Orna Neutra, die Mutter einer Geisel: “Wir haben uns wieder auf unserem "PLatz der Geiseln" getroffen, froh über die Freilassung der ersten Gruppe, aber der Weg ist noch lang. Die Stärke unserer Familie liegt in ihrer Einigkeit und in der gemeinsamen Verantwortung für die Freilassung aller Geiseln.”.
Die Einzelheiten der für diesen Sonntag geplanten Geiselübergabe sind noch offen. Die Hamas hat offenbar wieder eine Liste vorbereitet, die Israel vor der Übergabe prüft.