Trotz Arbeit reicht das Geld nicht: Viele Griechen fordern Tarifverträge

Die Demonstranten forderten höhere Löhne und Tarifverträge.
Die Demonstranten forderten höhere Löhne und Tarifverträge. Copyright Thanassis Stavrakis/Copyright 2024 The AP. All rights reserved
Copyright Thanassis Stavrakis/Copyright 2024 The AP. All rights reserved
Von Heilika Leinus
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Trotz sinkender Arbeitslosenzahlen ist die #Arbeitslosigkeit in #Griechenland nach wie vor ein großes Problem. Der Griechische Gewerkschaftsbund fordert die Wiedereinführung von Tarifverträgen.

WERBUNG

Nach den hohen Preisen ist die Arbeitslosigkeit das zweitgrößte Problem für die Griechen. Im Jahr 2013 erreichte die Arbeitslosenquote mit 27 Prozent eine Rekordhöhe. Seitdem ist sie gesunken, liegt aber immer noch deutlich über 10 Prozent.

Es wurden neue Arbeitsplätze geschaffen, aber Nancy Rizou (45), die Euronews bei einer Kundgebung für bessere Löhne traf, sagt, dass die Bezahlung sehr gering ist. „Ich arbeite sechs Stunden am Tag, sechs Tage die Woche. Ich gelte als Teilzeitbeschäftigte und erhalte den Mindestlohn. Das sind 605 Euro Netto im Monat“, sagt Rizou. Das Geld würde nicht ausreichen, es sei aber nicht einfach, einen anderen Job zu suchen, sagt sie.

Überstunden wurden nicht bezahlt

Stelios Daskas (39), Vater von zwei kleinen Kindern, arbeitet seit 20 Jahren als Wachmann. Er musste seinen Arbeitgeber verklagen, um ihn zur Zahlung des gesetzlichen Zuschlags für Überstunden und Nachtarbeit zu zwingen. Nun verdient er nach einem langen Rechtsstreit, den er nicht vollständig gewann, 850 Euro im Monat.

„Um über die Runden zu kommen, sind wir entweder gezwungen, einen zweiten Job anzunehmen, oder wir müssen den Gürtel enger schnallen“, sagt er. Daskas fragt sich, welche Ausgaben er noch kürzen könne, denn schon jetzt müssen sie und ihre Kinder auf vieles verzichten.

Bessere Löhne durch Tarifverträge

Sowohl Nancy als auch Stelios beteiligten sich an einem Protest, der vom Griechischen Gewerkschaftsbund (GSEE) organisiert wurde. Die Teilnehmer forderten die Wiedereinführung von Tarifverträgen. Früher gab es sie in Griechenland, infolge der Schuldenkrise wurden sie aber ausgesetzt. Trotz der wirtschaftlichen Erholung des Landes sind nur sehr wenige wieder in Kraft getreten, mit Ausnahme des Tourismussektors.

Die Gewerkschaften vertreten die Meinung, dass Arbeiter und Angestellte durch Tarifverträge bessere Löhne und Arbeitsbedingungen fordern können. Sie betonen, dass die meisten Menschen in der Europäischen Union im Rahmen eines Tarifvertrags arbeiten. „In den 27 Mitgliedstaaten der EU unterliegen 86 Prozent der Erwerbsbevölkerung einem Tarifvertrag, in Griechenland sind es im privaten Sektor nur 24 Prozent der Beschäftigten“, sagt Dimitris Tachmatzidis, Stellvertretender Präsident der GSEE.

Die Vertreter der Gewerkschaften sind der Meinung, dass schlechte Arbeitsbedingungen einen großen Teil der Arbeitskräfte in Griechenland vom Arbeitsmarkt fernhalten. Obwohl die Arbeitslosenquote in Griechenland seit 2013 kontinuierlich gesunken ist, gehen einige Experten davon aus, dass die Arbeitslosigkeit unter diesen Umständen noch ein Jahrzehnt lang bei zehn Prozent bleiben wird.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Wird Griechenland dank Windenergie zur "grünen Steckdose" Europas?

Wie profitiert Griechenland vom europäische Aufbauplan?

Griechenland: Gewalt und Mobbing an Schulen nimmt zu