Nur mit Visum auf die Bühne: Britische Kunstschaffende und der Brexit

Simon Wallfisch zog nach Deutschland.
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Von Luke Hanrahan
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Britische Kunstschaffende leiden unter dem Brexit, denn sie bekommen weit weniger Engagements.

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Der britische Opernsänger Simon Wallfisch ist nach Deutschland umgezogen, denn - so sagt er - wegen des Brexits - konnte er nicht mehr international arbeiten.

Simon Wallfisch: "Es ist einfach eine Tatsache, mit der wir konfrontiert sind – was früher möglich war, einen Anruf am Freitag zu bekommen, am Montag aufzutauchen und in einem anderen europäischen Land zu arbeiten, ist nicht möglich. Und das ist ärgerlich und völlig sinnlos.

Für britische Musikerinnen und Musiker sind die Kosten für die Beantragung von Visa und Arbeitserlaubnis sowie die Reisekosten stark gestiegen. Mit einem Schengen-Visum können sie sich dann nur 90 Tage in einem EU-Land aufhalten. Auch im Handelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU fehlen Bestimmungen für kurzfristige Reisen für freiberufliche Kreativschaffende.

Simon Wallfisch: "Wir haben uns selbst komplett ins Bein geschossen."

Simon – der weiterhin in ganz Europa auftritt – sieht sich selbst als einen der Glücklichen, der von der deutschen Abstammung seiner Großmutter profitieren konnte.

Anita Lasker-Wallfisch, eine in Deutschland geborene jüdische Auschwitz-Überlebende, versteht und unterstützt die Entscheidung ihres Enkels, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen.

Anita Lasker-Wallfisch: "Simon ist ein echter Europäer – diese Brexit-Leute haben sich überhaupt keine Gedanken gemacht. Für uns ist das eine praktische Entscheidung… Deutsch, Englisch, Europäisch."

An der Royal Albert Hall sind die Auswirkungen des Brexit auf die Musikindustrie deutlich. Eine aktuelle Umfrage der unabhängigen Musikervereinigung ergab, dass britische Musiker mit schwindenden Möglichkeiten innerhalb der EU zu kämpfen haben. Die Hälfte von ihnen berichten von einem Rückgang der Möglichkeiten seit dem Brexit, und ein Viertel bleibt ohne jegliche Engagements innerhalb der Europäischen Union zurück.

Der junge Bariton Sean Purtell war zu jung, um am Brexit-Referendum teilzunehmen. Eigentlich wollte ihn ein dänisches Opernhaus anstellen, doch daraus wurde nichts.

Sean Purtell: "Sie waren ehrlich. Sie sagten, aufgrund des Brexits und meiner Situation als britischer Staatsbürger sei es für mich schwierig. Ich war ihre erste Wahl, konnte es aber alles einfach nicht rechtzeitig regeln.

Sean versucht nun durch seine irische Abstammung einen EU-Pass zu bekommen.

Aber nicht alle haben eine deutsche Oma oder einen irischen Vater. Sie fordern nun, ein eigenes Abkommen, das die Kunstschaffenden von der Visumpflicht befreit.

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