Kämpferin gegen Cybermobbing: Mutter von Selbstmordopfer Coco vor Europaparlament

"Coco" mit ihrer Mutter Jackie Fox
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Von Vincenzo Genovese
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Nachdem sie es in Irland geschafft hat, setzt sich die Mutter des Cybermobbingopfers Nicole Fox nun für eine europaweite Strafverfolgung des Missbrauchs im Netz ein.

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Die traurige Geschichte eines irischen Mädchens, das sich das Leben nahm, könnte einige Jahre später wenigstens zu einem großen Erfolg im Kampf gegen Cybermobbing führen.

Nicole "Coco" Fox erhängte sich im Alter von 21 Jahren, nachdem sie drei Jahre lang physisch und online missbraucht worden war.

Seitdem setzt sich ihre Mutter Jackie unermüdlich für die strafrechtliche Verfolgung von Cybermobbing ein. Irland verabschiedete 2021 das so genannte Coco's Law, das bis zu 7 Jahre Gefängnis für Personen vorsieht, die ohne Zustimmung intime Bilder einer anderen Person verbreiten oder veröffentlichen. Nun setzt Jackie ihren Kampf auf europäischer Ebene fort.

Wenn das Mobbing erst einmal in die Köpfe eingedrungen ist, ist die psychische Gesundheit völlig gestört.
Jackie Fox
Mutter des Selbstmordopfers Nicole

Am Dienstag traf sie im Brüssel mit führenden Europaabgeordneten zusammen. Gegenüber Euronews erklärte sie:

"Online-Missbrauch ist also viel schlimmer als körperlicher Missbrauch, denn wenn er erst einmal in die Köpfe eingedrungen ist, ist die psychische Gesundheit völlig gestört. Es ist viel schwieriger, sie online aus dem Kopf zu bekommen als bei körperlichem Missbrauch. Das ist unsere Erfahrung."

Zu ihrem Erfolg in ihrem Heimatland sagte sie:

"Zurzeit sitzen Menschen bereits im Gefängnis, weil sie gegen "Cocos Gesetz" verstoßen haben. 105 Menschen werden strafrechtlich verfolgt, gegen sehr viele Menschen wird ermittelt. Ich denke also, es sollte nicht nur in Irland gelten: Wenn dieses Gesetz in Irland so gut funktioniert hat, warum sollte es nicht europaweit eingeführt werden?"

Andere Länder wie Italien oder Frankreich haben nun auch damit begonnen, gegen Cybermobbing vorzugehen. Aber einige Abgeordnete des Europäischen Parlaments wünschen sich einen gemeinsamen EU-Rahmen.

So auch Frances Fitzgerald,  Vizepräsidentin der Gruppe der Europäischen Volkspartei (EVP):

"Einige andere Länder haben bereits eigene Gesetze. Aber was wir jetzt sagen, ist, dass wir eine umfassende Gesetzgebung in ganz Europa brauchen. Wir brauchen ein europäisches Gesetz, eine europäische Richtlinie, um sicherzustellen, dass wir effektiv gegen Cybermobbing vorgehen, denn es kann tödlich sein."

Tweet von Frances Fitzgerald, MdEP, mit dem Link zum Video über Jackies Kampagne

Die EVP-Fraktion hat für die nächste Plenartagung eine Debatte in der kommenden Woche über Cybermobbing beantragt. Dann soll Jackie Fox die Geschichte ihrer Tochter auch am Straßburger Sitz des Europäischen Parlaments erzählen:

"Ich weiß, dass sie, wo immer sie ist, sagen würde: 'Na los, Mamabär, das schaffst du!' Ich weiß, dass sie so stolz auf mich wäre, so stolz, wie ich es auch auf Nicole bin."

Jackies Versuch, in ganz Europa das Bewusstsein für das Thema Cybermobbing zu schärfen, steht erst am Anfang.

Journalist • Andreas Rogal

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