Unmut unter Bauern könnte zum Joker bei den Wahlen werden

Unter den niederländischen Bauern rumort es - kurz vor den Wahlen
Unter den niederländischen Bauern rumort es - kurz vor den Wahlen Copyright Peter Dejong/ AP
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Von Vincenzo Genovese
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Die Niederlande sind eine Lebensmittel-Supermacht. Doch dies könnte zu einem Problem für die Emission und Ablagerung von Stickstoff werden, einem chemischen Element, das in hohen Konzentrationen gefährlich für die Natur und die Wasserqualität ist.

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Weniger als 18 Millionen Menschen und mehr als 116 Millionen Nutztiere wie Hühner, Schweine und Rinder: Die Niederlande sind der zweitgrößte Exporteur von Agrarprodukten weltweit.

Die Hälfte ihrer Fläche wird landwirtschaftlich genutzt: trotz ihrer geringen Größe eine Lebensmittel-Supermacht.

Doch dies könnte zu einem Problem für die Emission und Ablagerung von Stickstoff werden, einem chemischen Element, das in hohen Konzentrationen gefährlich für die Natur und die Wasserqualität ist.

Fast alle menschlichen Aktivitäten verursachen es, aber in den Niederlanden ist die Landwirtschaft mit 50 Prozent der Hauptverursacher.

„Grundsätzlich gibt es in den Niederlanden zwei Hauptgründe, warum wir zum ersten Mal ein Stickstoffproblem haben, und zwar weil wir ein sehr dicht besiedeltes Gebiet sind und die dichteste Viehkonzentration in Europa haben", sagt Daan Boezeman vom niederländischen AMt für Umweltfolgenabschützung.

"Auf der anderen Seite: Die Niederlande haben eine ziemlich strenge Auslegung der europäischen Habitat-Richtlinie übernommen, die vorschreibt, dass wir für jede neue Art von Aktivität die Stickstoffreduzierung an anderer Stelle realisieren müssen.“

Die jetzige Regierung hat das Ziel gesetzt, die Emissionen bis 2035 zu halbieren.

Zu diesem Zweck müssen die Landwirte ihr Stickstoff-Profil reduzieren oder ihre Grundstücke an den Staat verkaufen, der ein freiwilliges „Buyout-Programm“ mit einem Budget von acht Milliarden Euro einführt.

Aber es sei im Moment nicht sehr beliebt, erklärt Jan Arie Koorevaar, der auf seinem 90 Hektar großen Grundstück in Südholland 115 Kühe hält.

Er produziert 100 Millionen Liter Milch pro Jahr auf fast 100 Prozent biologische Weise und ist der Meinung, dass sich die Regierung mehr auf die Förderung von Innovationen konzentrieren sollte als auf die Verkleinerung der landwirtschaftlichen Betriebe.

Koorevaar: "Viele Landwirte sind besorgt, weil ihnen nicht klar ist, was sie auf ihren Höfen tun müssen, um den Forderungen der Regierung gerecht zu werden. Ich denke, es gibt Möglichkeiten, die Emissionen für Milchbauern zu reduzieren. Wenn man uns die Mittel zur Verfügung stellte, um sie durch technologische Innovationen zu reduzieren, aber solche Programme gibt es noch nicht."

Im Vorfeld der nächsten Wahlen in den Niederlanden wird das Thema sehr kontrovers diskutiert.

Während die Bauern die aktuellen Bestimmungen ablehnen, wollen einige Parteien und Umweltverbände sogar noch mehr.

Sie fordern Zwangsübernahmen statt freiwilliger Maßnahmen, eine Halbierung der Emissionen bis 2030 und strengere Ziele für die Reduzierung des Viehbestands.

„Wir fordern, dass die Regierung den Landwirten hilft, den Übergang zur ökologischen Landwirtschaft mit 70 Prozent weniger Tieren im Jahr 2030und 80 Prozent weniger im Jahr 2050 zu schaffen, und dass sie den Landwirten tatsächlich hilft, dem Markt dabei hilft, ein System mit guten Einkommensmöglichkeiten einzurichten", sagt Hilde Anna de Vries von Greenpeace.

"Die Bauern sollten Nahrungsmittel für Menschen produzieren statt Tierfutter.“

Die Besorgnis der Landwirte und Umweltschützer dürfte sich auf die Abstimmung in den Niederlanden am 22. November und die folgende Zusammensetzung des niederländischen Parlaments auswirken.

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