Euro oder nicht Euro - das ist jetzt die Frage

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Wie weiter mit dem Euro?

Die Investoren haben die schwächsten Euro-Länder im Visier. Heisst das, die Tage der Gemeinschaftswährung sind gezählt?

Unsere Fragen dazu beantwortet

Stephen Gallo, Markt-Analyst bei

“Schneider Foreign Exchange” in London.

Mir scheint, so richtig losgetreten wurde diese Krise durch Kommentare aus Deutschland, das einem Ansteckungseffekt auf Portugal, Italien oder auch wieder Griechenland vorbeugen wollte.

Stephen Gallo

Ja, da stimme ich Ihnen zu.

Viel von dem Ärger um die irischen Staatsschulden wurde durch deutsche Erklärungen ausgelöst.

Deutschland will wohl die Märkte überzeugen, dass es entschlossen ist, ein Teil der Staatsschulden auf privaten Investoren abzuladen.

Seit das auf dem Tisch liegt, sind die Märkte ziemlich einhellig der Meinung, dass viele dieser Schulden überteuert sind. Es gibt einerseits Ansteckungsrisiken und andererseits politische Risiken. Beide machen kurzfristig dem Euro die Hölle heiss .

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Was können die betroffenen Länder tun?

Stephen Gallo

Es ist unwahrscheinlich, dass Politiker aller Ansteckungsgefahr vorbeugen können.

Mit dieser Situation wird der Euro noch mindestens in den nächsten 3 bis 6 Monaten fertig werden müssen.

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Muss es also erst schlimmer werden bevor es besser werden kann?

Stephen Gallo

Absolut. Wenn die Währungsunion langsfristig funktionieren soll – und ich glaube, dass sie das tut- dann wird sie das teuerste geldpolitische Projekt in der Geschichte. Es fallen riesige Transfer-Zahlungen an aus dem Zentrum Europas an seine Ränder. Und es bedeutet für einige Volkswirtschaften massive strukturelle Änderungen.

Derzeit scheint es in der Euro-Zone nicht genug Flexibilität zu geben, um diese Krise zu beenden.

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Glauben Sie, dass der Euro überleben kann?

Stephen Gallo:

Ja, ich denke schon, dass er langfristig überleben wird. Ich glaube, dass einige Länder an den Rändern Europas buchstäblich ins Mittelalter zurückfallen würden, wenn sie die Euro-Zone verlassen müssten.

Wenn Sie etwa die ausländischen Investitionen in Länder wie Irland vor der Euroeinführung betrachten, stellen Sie fest, dass die stagnierten.

Als der Euro kam, gingen diese Investitionen in die Höhe.

Ein großer Teil der irischen Infrastruktur heute würde ohne den Euro nicht existieren.

Ich denke also, dass die Kosten für einen Ausstieg aus dem Euro größer sind als für ein Festhalten am Euro.

Das gleiche gilt für das Zentrum Europas.

Deutschland hat durch den Euro eine Menge Export-Vorteile. Auch dort gibt es deshalb kein starkes Argument für einen Ausstieg.

Die Märkte werden in vielerlei Hinsicht noch einmal das erleben, was wir mit der Krise des Wechselkursmechanismus in den frühern 90ern erlebt haben.

Ein Land nach dem anderen wird von Investoren ins Visier genommen. Nach Griechenland und Irland sind demnächst wohl Spanien oder Portugal dran. Wahrscheinlich erst Portugal und dann Spanien.

Kurzfristig wird es also wirklich erst schlechter bevor es besser werden kann.

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Danke für diesen ziemlich düsteren Ausblick.

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