Kinderarmut in Ungarn: Ein wachsendes Problem

Kinderarmut in Ungarn: Ein wachsendes Problem
Copyright 
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Fröhliche Kinder auf dem Spielplatz einer kleinen ungarischen Stadt. Ihre Ausgelassenheit täuscht darüber hinweg, dass viele von ihnen nur im

WERBUNG

Fröhliche Kinder auf dem Spielplatz einer kleinen ungarischen Stadt. Ihre Ausgelassenheit täuscht darüber hinweg, dass viele von ihnen nur im Kindergarten etwas zu essen bekommen. Kinderarmut, ein zunehmendes Problem in Ungarn. 2014 lebten mehr als 40 Prozent der Siebenjährigen in Armut. Die Zahl armer Menschen ist zwischen 2009 und 2013 um mehr als sechs Prozent auf fast 27 Prozent angestiegen.

Mária Herczog, Präsidentin von Eurochild: “Immer weniger Menschen erhalten staatliche Unterstützung, gleichzeitig steigt die Abneigung gegenüber armen Menschen. Dadurch hat es die Politik leichter, Hilfe für Arme zu kürzen, die Armen werden bestraft, ihre Lebensumstände verschlechtern sich.”

Wir besuchen zwei Familien, sie leben in einer ehemals landwirtschaftlich geprägten Region. Heute gibt es hier kaum noch Jobs. Pro Monat haben sie umgerechnet etwa 50 Euro für Lebensmittel zu Verfügung, für jeweils vier Personen. Im Garten bauen sie Gemüse an, halten Geflügel, aber das reicht nicht aus.

Mária Papp, Mutter zweiter Kinder: “Als meine Töchter in den Kindergarten kamen, waren sie häufiger krank zu Hause. Sie gingen pro Woche vielleicht zwei, drei Tage in den Kindergarten, dann wurden sie krank und blieben zu Hause. Diesen Frühling waren sie neun Wochen am Stück krank und zu Hause. Biborka hat eine Laktoseintoleranz, sie braucht spezielles Essen, und da spielt es eine Rolle, ob ich 12 Euro für eine Fünftagesration zahle oder einen Euro oder sogar nichts, dank dem Children’s Nutrition Fund.”

Die Hilfsorganisation Children’s Nutrition Fund startete vergangenen Monat in Bátmonostor, einer kleinen Stadt im Süden Ungarns, ein Medizinprogramm für Bedürftige. Es wurde ein Erfolg. Ab Juli kann jedes Dorf zwischen 1500 und 3000 Einwohnern bei der Organisation Geld für Medizin und Babynahrung beantragen. Pro Monat gibt es rund 300 Euro. Der Children’s Meal Fund versorgt derzeit rund 4000 Kinder landesweit täglich mit Essen.

Gábor Király, Präsident des Children’s Nutrition Funds: “Das Konzept der Armen-Apotheke ist sehr einfach. Wir geben Ärzten Geld, das diese dann nutzen können, um Medizin für Kinder oder Schwangere zu kaufen, die nicht genug Geld für diese Medizin haben. So können die Apotheken die verschriebene Medizin ausgeben und die Menschen werden kuriert.”

Dr. Magdolna Gyulai koordiniert die Armen-Apotheke in Bátmonostor. Diejenigen, die diesen Dienst am nötigsten hätten, versteckten ihre Probleme am ehesten, sagt sie. Es sei schwierig, sie davon zu überzeugen, die Hilfe anzunehmen.

Dr. Magdolna Gyulai: “Die meisten schämen sich. Sie würden den Umstand, dass sie die Medikamente für ihre Kinder nicht kaufen können, am liebsten verstecken, denn Kinder sind das wichtigste für uns. Wenn wir ihnen nichts geben können, fühlen wir uns nicht gut, wir haben das Gefühl, als Eltern versagt zu haben. Diesen Kindern, die hungern, fällt das Lernen viel schwerer. Sie können sich nicht konzentrieren, sie lösen mathematische Aufgaben viel langsamer, sie brauchen länger, um lesen zu lernen. Oft ist die Ursache schwacher Leistungen Hunger. Wenn wir mit den Eltern sprechen, finden wir oft die Wahrheit heraus. Wenn sie sagen: ‘ich habe keine Zeit, ihnen Frühstück zu geben’, stimmt das nicht. Sie hatten schlicht nichts, das sie hätten geben können.”

Izabella Benedek: “Ich denke, die Kleinen haben von den Problemen nicht viel mitbekommen, sie bekommen genug oder nehmen sie einfach nicht wahr. Den Älteren müssen wir erklären, dass wir kein Geld für dies oder jenes haben, und dass wir Dinge vielleicht später erst kaufen können.”

Das Gesundheitsministerium stellt in diesem Sommer umgerechnet rund 9,5 Millionen Euro für Mahlzeiten für bedürftige Kinder zur Verfügung. Doch die Wurzel des Problems löst diese Maßnahme nicht.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

"Es passiert jeden Tag": Chinas Geheimpolizei verfolgt Chinesen in der EU

Vermächtnis der Holocaust-Künstler: Ungarn stellt Werke aus

Spitzenkandidatin der ungarischen Opposition stellt vorgezogene Neuwahlen in Aussicht