50 Jahre Kulturrevolution: Das große Schweigen in China

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Die Kulturrevolution hat in China viel Leid verursacht. Doch was vor 50 Jahren begann, wird bis heute verschwiegen. Mao Tse-tung fordert damals

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Die Kulturrevolution hat in China viel Leid verursacht. Doch was vor 50 Jahren begann, wird bis heute verschwiegen. Mao Tse-tung fordert damals Schüler und Studenten dazu auf, die Klassenfeinde zu beseitigen und für die wahre Revolution zu kämpfen. Es folgen zehn Jahre Terror und Zerstörung. Die Roten Garden verbreiten im ganzen Land Angst und Schrecken.

Erst mit Maos Tod im Jahr 1976 ist der Spuk ganz zu Ende. Die neue Parteiführung schiebt die Schuld auf eine “Viererbande” um Maos Ehefrau Jiang Qing. Offizielle Version: Es wurden Fehler gemacht. Ende der Geschichte. Mao oder die Partei werden nicht in Frage gestellt.

50 Jahre Kulturrevolution: Lieber nicht über Mao sprechen (von Mark Siemons) https://t.co/ECndgdiGPm

— FAZ Feuilleton (@FAZ_Feuilleton) 16. Mai 2016

Damals trägt jeder Rotgardist das kleine rote Buch mit Maos Zitaten bei sich. Für Chinas Jugend ist Mao der Messias. Er schürt ihren Hass auf Autoritäten, und sie folgen ihm blind. Parteifunktionäre, Lehrer und Wissenschaftler werden kritisiert, gedemütigt, gefoltert, manche zu Tode geprügelt. Viele werden in den Selbstmord getrieben. Kinder denunzieren ihre Eltern. Der Preis des Irrsinns: 1,7 Millionen Tote.

Die jungen Fanatiker waren zwischen 14 und 30 Jahre alt. Zhao Shunli gehörte zu den Rotgardisten. Er war 13 als die Kulturrevolution begann. Die Ereignisse von damals hat er nie in Frage gestellt und er denkt bis heute nostalgisch an diese Zeit zurück: “Die Reformen der vergangenen 30 Jahre, nach Mao, waren vollkommen falsch. Weder wir noch unser Land haben von den Reformen profitiert. Unsere Wirtschaft und unsere Industrie haben sich dadurch nicht entwickelt.”

„Attraktive Grausamkeiten.“ Gerd Koenen über Kulturrevolution in China: gewollter Ausbruch anarchischer Massengewalt https://t.co/uq4XZ3qbOH

— taz (@tazgezwitscher) 16. Mai 2016

Für die Bewunderer Maos war die große proletarische Revolution richtig. Der Historiker Zhang Lifan ist anderer Meinung:
“Die Menschen, die mit Nostalgie an die Kulturrevolution zurückdenken, sind meistens Arbeiter und Funktionäre aus der Zeit. Sie sind ein bisschen dumm. Ein chinesisches Sprichwort besagt: ‘Du vertraust weiter dem, der dich hereingelegt hat.’ Es ändert sich nichts, denn die aktuelle Gesellschaft ist sehr instabil. Die ungerechte Verteilung der Reichtümer macht die Menschen unzufrieden, und darum sehnen sie sich nach Mao.”

In Chengdu, im Süden des Landes, ist das einzige Museum, das sich mit der Kulturrevolution auseinandersetzt. Die Jugendlichen, die hierherkommen, wissen meist so gut wie gar nichts über dieses dunkle Kapitel. Sie sind zum Teil fassungslos, wie z.B. ein Student: “So eine falsche Bewegung wird es nicht noch einmal geben. Ich glaube nicht, dass unsere Partei und unser Land solche falschen Anweisungen noch einmal geben würden.”

Die Kulturrevolution bleibt ein Tabu-Thema, da die kommunistische Partei fürchtet, dass eine Aufarbeitung der Geschichte ihre Legitimität untergraben würde. Parteichef Xi Jinping nimmt Mao in Schutz. Er sagt, es sei historischer Nihilismus, wenn man Negatives über die Vergangenheit der großen Kommunistischen Partei sage.

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