Mord live im Netz: Macht Facebook sich schuldig?

Mord live im Netz: Macht Facebook sich schuldig?
Von Andrea Büring
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Nach den beiden Morden auf Facebook sucht der Medienkonzern nach Maßnahmen.

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Noch nie war es so einfach, gefilmte Videos per Smartphone ins Internet zu stellen – wie einen Mord. Das ist vor kurzem in Thailand und den USA gleich zwei Mal nacheinander passiert – und somit für Facebook zum Problem geworden.

Am Montag hatte ein 20-jähriger Thai die Ermordung seines Kindes auf Facebook live gefilmt, bevor er sich selbst tötete. Der schockierende Clip blieb mehrere Stunden im Netz, bevor Facebook ihn blockierte.

Empörung über Facebook-Videos von Baby-Mordhttps://t.co/gxXpNMoMM8

— Anton Krell (@AntonKrell) 27. April 2017

Nach der Ermordung eines Rentners in Cleveland wenige Tage zuvor hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg versprochen, alles zu unternehmen, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern. Dass das ein schwieriges Unterfangen sei, räumte er ein.

schöne neue kranke Welthttps://t.co/JxQpJQVpxhhttps://t.co/yL0lsM4jlf#Cartoon#Satire#Facebook#Cleveland#Mord#USA#socialmediapic.twitter.com/mNLietR4eq

— W. Besslich (BESS) (@besscartoon) 19. April 2017

Wenn Facebook auf die Taten reagiert, geschieht das aus einer Art moralischen Verpflichtung. Vor dem Gesetz sind sie nicht für die Taten ihrer Nutzer verantwortlich, erklärt Professorin Karen North an der USC Annenberg School for Communication der University of Southern California in Los Angeles.

“Rechtlich gesehen und was der Geschäftspraktik entspricht, ist Facebook in diesem Punkt nicht verantwortlich und kann nicht verantwortlich gemacht werden. Denn sie sind nicht diejenigen, die die Inhalte ins Netz stellen. Sie stellen lediglich die Plattform zur Verfügung. Im Falle eines Verbrechens kann schlecht zwischen einer echten Gewalttat und einem Film unterschieden werden. Es ist schwierig für Roboter, menschliche Entscheidungen zu treffen,” sagt North.

#Syria came to mind after #shocking#images, you can remember 45 years ago in #Vietnam, #napalm#attack? pic.twitter.com/CjVr8CyUUV

— George Robert (@mertennikell) 13. April 2017

Facebook wurde bereits wiederholt Zensur vorgeworfen. Zum Beispiel, als es von mehreren Konten in Schweden das Bild einer Vietnamesin löschte, die einen Napalm-Bombenangriff überlebt hatte. Der Grund, warum Facebook eingriff: Das Mädchen war nackt. Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg kritisierte deshalb, “fast 90 Prozent aller unter 30-Jährigen nutzen Facebook als erste Informations- und Nachrichtenquelle. Wenn dann jemand historisch wichtige Fotos löscht, dann geht etwas Wichtiges verloren: für die Allgemeinheit und bei der Definition, wie Gesellschaft verstanden wird.”

Mit seinen fast 1,86 Milliarden Nutzern Ende vergangenen Jahres ist Facebook besonders angreifbar. Manche Kritiker fordern, die Live-Schaltung ganz zu blokieren. Doch die stellt für das Unternehmen eine wichtige strategische Entwicklung dar.

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