Libyens Küstenwache droht Flüchtlingshelfern mit Schüssen

Libyens Küstenwache droht Flüchtlingshelfern mit Schüssen
Von Euronews
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Wieder ist ein Boot vor der Küste Libyens bedroht worden, und zum zweiten Mal binnen weniger Tage traf es die spanische Hilfsorganisation Proactiva Open Arms. Diese rettet Migranten aus dem Mittelmeer. Diesmal waren die Helfer aber nur zu einer Übung in internationalen Gewässern unterwegs, als sich ein Boot der libyschen Küstenwache näherte. “Sie sind unter Arrest”, tönte es über Funk, außerdem die Aufforderung, der Küstenwache nach Libyen zu folgen. Den Funkverkehr haben die Flüchtlingsretter auf Video aufgezeichnet.

Das Schiff, die Golfo Azzurro, sei 27 Meilen vor der libyschen Küste unterwegs gewesen, so Laura Lanuza, Sprecherin von Proactiva Open Arms. “Das war in internationalen Gewässern, nicht in libyschen Hoheitsgewässern. Plötzlich kam ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu. Sie haben angefangen, uns über Funk zu bedrohen. Sie haben uns gefragt, ob wir eine libysche Genehmigung haben. Wir haben darauf bestanden, dass wir in internationalen Gewässern sind. Sie wollten uns zwingen, ihnen nach Tripolis zu folgen. Sie sagten, wenn wir uns nicht fügen würden, würden sie auf uns schießen. Nach einer Stunde und vierzig Minuten haben sie uns aufgefordert, weiter nach Norden zu fahren und nicht wiederzukommen, andernfalls würden sie das Feuer auf uns eröffnen.”

Die Lage der Schiffe. Die gelbe Linie markiert die Grenze zu internationalen Gewässern. (Quelle: Proactiva Open Arms/Oscar Camps)

Amenazados con abrir fuego si no ponemos rumbo a sus aguas territoriales, es un secuestro en toda regla. pic.twitter.com/QqVUqwlzrX

— Oscar Camps (@campsoscar) 15. August 2017

Libysche Sicherheitskräfte gehen im Mittelmeer verstärkt gegen Flüchtlinge vor, wohl auf Drängen der EU. Kürzlich hatte Libyen angekündigt, seinen Suchbereich weiter auszudehnen, auf ein Gebiet außerhalb seiner Hoheitsgewässer. Dies stieß international auf Skepsis. Deutschlands Regierung mahnte, Libyen müsse sich an internationales Recht halten.

Pikantes Detail: Ein anderes Schiff, die C Star, ließ die Küstenwache in Ruhe. Es wurde von der Identitären Bewegung gechartert, einer extremen rechten Organisation, die damit gegen Flüchtlingshelfer demonstriert.

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