Wahlkampf ohne Dampf?

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Von Euronews
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Stell Dir vor, es ist Wahlkampf - und nichts passiert.

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In knapp fünf Wochen wird gewählt, der Wahlkampf ist eigentlich offiziell in die viel beschworene heiße Phase getreten. Aber so richtig in Fahrt kommen will er nicht. Warum auch? Die Würfel sind schon längst gefallen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel scheint die vierte Amtszeit sicher. Auch wenn sich einer aktuellen EMNID-Umfrage (im Auftrag von “Focus” und N24) zufolge fast jeder zweite Wahlberechtigte noch nicht entschieden hat.

CDU und CSU liegen in (zahlreichen anderen) Umfragen seit Wochen vorn, ganz nah dran an der magischen 40-Prozent-Marke, während die SPD mit einem Abstand von zwölf bis 18 Prozentpunkten hinterherhinkt. Linke und FDP liegen bei acht bis neun Prozent, die Grünen bei sieben bis acht und die AfD bei acht bis zehn. Damit dürfte die FDP im Bundestag wieder dabei sein – und die AfD erstmals den Einzug schaffen.

Wirklich spannend ist damit nur die Frage: Mit wem? Merkel geht ohne eine Koaltionsaussage in den Wahlkampf, damit ist alles drin, wieder “GroKo” mit den Sozialdemokraten oder ein Wiedersehen mit den Liberalen, womöglich als Dreiergespann durch eine eher unwahrscheinliche Allianz mit den Grünen oder – noch unwahrscheinlicher – der Linken.

Ist das Wahlkampf, oder kann das weg?
https://t.co/BbWERtMHon

— hulda e. (@huldave23) 21 août 2017

Der wahre Wahlkampf, scheint es, beginnt wohl erst am 25. September. An Reizthemen, die dem Schlagabtausch etwas Würze geben könnten, mangelt es nicht: vom Dieselskandal und seinen jüngsten Enthüllungen über die Flüchtlingskrise bis zur Europapolitik. Auf den Plakaten der Parteien ist von Kampf wenig zu sehen, dafür schwammige Sprüche und bekannte Gesichter.

Merkel ist in einer komfortablen Lage. Sie macht ihren Wahlkampf mit dem Amtsbonus im Rücken. Schulz wiederum arbeitet sich nach Kräften an der CDU-Chefin ab. Sein Dauer-Vorwurf: Merkel verweigere die inhaltliche Auseinandersetzung. Gleichzeitig muss er sich aber auch nach der Mitverantwortung seiner Partei aus zwei großen Koalitionen fragen lassen, wenn er Missstände anprangert.

Für richtig Dampf sorgen Interventionen von außerhalb, etwa der türkische Präsident Erdogan, der sich in den Wahlkampf einmischt mit der Empfehlung an die deutsch-türkischen Wahlberechtigten, nicht für SPD, CDU oder Grüne zu stimmen, weil sie mit der “Schädigung der Türkei” Wahlkampf machten und allesamt “Türkeifeinde” seien.

Das sorgt wiederum für Einigkeit bei Angela Merkel und Martin Schulz, die sich jede Einmischung der Türkei in den Bundestagswahlkampf verbeten.

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