Wo in Europa gibt es die meiste sexuelle Gewalt?

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Von Alexandra Leistner
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Großbritannien hat die höchste Zahl gemeldeter Vergewaltigungen in der EU. Doch die Liste der sexuellen Übergriffe verglichen mit der Einwohnerzahl führt ein anderes Land an.

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215.000 Mal in nur einem Jahr hat die Polizei EU-weit Fälle sexueller Gewalt dokumentiert. 

Rund 80.000 dieser gemeldeten Verbrechen waren Vergewaltigungen.

Die neuen Zahlen der Statistikbehörde Eurostat aus dem Jahr 2015 wurden anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November veröffentlicht.

9 von 10 Vergewaltigungsopfern und mehr als 8 von 10 Opfern sexueller Belästigung waren demnach Frauen oder Mädchen.

Fast alle wegen sexueller Strafdelikte verurteilte Personen waren Männer (99%).

Deutschland: Sexuelle Belästigung "relativ häufig"

Deutschland liegt zahlenmäßig auf Platz Zwei der registrierten Sexualstraftaten. Im Jahr 2015 gingen bei der Polizei 34.300 Fälle ein, davon wurden etwa 7.000 Opfer vergewaltigt.

In einer Umfrage der EU-Kommission aus dem Jahr 2016 gaben fast die Hälfte aller Befragten (49%) an, sexuelle Belästigung von Frauen in Deutschland sei "relativ häufig". Mit der Studie sollte das Ausmaß der öffentlichen Wahrnehmung sexueller Straftaten in Deutschland gemessen werden.

Die meisten Sexualstraftaten wurden in England und Wales dokumentiert (64.500 Fälle, davon 55% Vergewaltigungen).

In Frankreich wurden in dem gleichen Zeitraum 32.900 Sexualstraftaten, davon 13.000 Vergewaltigungen (40%) gemeldet.

Schweden registrierte die meisten Fälle sexueller Übergriffe

Verglichen mit der Einwohnerzahl wurden jedoch in Schweden die meisten Fälle sexueller Gewalt dokumentiert. Auf 100.000 Einwohner kamen dort im Jahr 2015 178 Sexualstraftaten.

In Schottland waren es 163, in Nordirland 156, in England/Wales 113 und in Belgien 91. 

Die meisten Vergewaltigungen verhältnismäßig zur Einwohnerzahl wurden in England und Wales verzeichnet: 62 Vergewaltigungen pro 100.000 Einwohner. 

Bei diesen Zahlen muss berücksichtigt werden, dass sie nicht die tatsächliche Zahl von Sexualverbrechen repräsentieren, sondern lediglich die Fälle, die der Polizei gemeldet wurden.

Auch hängt es vom Land ab, ab wann das Strafrecht von einem sexuellen Übergriff oder einer Vergewaltigung spricht.

Die Vereinten Nationen haben in diesem Jahr eine Kampagne mit dem Namen "Lasst niemanden zurück" (Leave no one behind: end violence against women and girls) gestartet. Unter den Hashtags #orangetheworld und #16days soll 16 Tage lang auf die weltweiten Initiativen aufmerksam gemacht und für das Thema Gewalt an Frauen und Mädchen sensibiliert werden.

Mit diesem GIF wird gegen Kinderehen mobil gemacht.

Weitere Quellen • eurostat

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