Die türkische Staatsanwaltschaft geht Hinweisen über Todeslisten und Killerkommandos im Ausland nach.
Es sind schwerwiegende Vorwürfe, die der linksgerichtete prokurdische Abgeordnete Garo Paylan erhebt. Killerkommandos aus der Türkei versuchen demnach, türkische Oppositionelle im Ausland gezielt aus dem Weg zu räumen. Es gibt offenbar regelrechte Todeslisten. Nun hat die türkische Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen.
Im Interview mit euronews sagte Paylan, in der Türkei würden mehrere Killer für Morde in Deutschland, Frankreich und anderen EU-Staaten angeheuert. Er habe diese Information bei mehreren Stellen nachgeprüft und den Hinweis an die türkische Regierung weitergeleitet. Er habe mit zuständigen Ministern und dem türkischen Geheimdienst gesprochen, die Informationen seien heute von deutschen Sicherheitskräften bestätigt worden.
Wer ist auf den Todeslisten?
Im Visier der Killer sind demnach Aleviten, Intellektuelle, Journalisten und Schriftsteller. Nach Informationen der türkischen Redaktion der Deutschen Welle und des Tagesspiegels sei die Gefährdungslage den deutschen Polizeibehörden bekannt.
"Ich habe mit Ministern und Geheimdienstmitarbeitern in der Türkei gesprochen, die mir für die Informationen dankten und die die Hinweise untersuchen wollen. Doch das Problem ist folgendes: Die Atmosphäre in der Türkei ist äußert angespannt. Wenn sich die Regierung nur auf die Sicherheitspolitik konzentriert, um Probleme zu lösen, dann wird man zum Vollstrecker der Bürokratie," sagte Paylan im euronews-Interview.
Türkisches Killerkommando in Paris?
In der Tat wurden im Januar 2013 drei militante Kurden in Paris erschossen. Nach Meinung von französischen Ermittlern führten die Spuren zum türkischen Geheimdienst MIT. Der mutmaßliche Täter starb im vergangenen Jahr, noch bevor er verurteilt oder bevor nachgeprüft werden konnte, wer die Hintermänner des Dreifachmordes sind.
"Säuberungen" in der Türkei
Die türkische Regierung geht seit dem versuchten Putsch vom Juli 2016 entschlossen gegen Oppositionelle vor. Zehntausende Menschen wurden seitdem festgenommen. Noch mehr Staatsbedienstete verloren ihre Jobs. Angesichts dieses angespannten Klimas verließen viele türkische Intellektuelle ihre Heimat, ein Großteil von ihnen ließ sich in Deutschland nieder.