Argentinien streitet über Legalisierung von Abtreibung

Argentinien streitet über Legalisierung von Abtreibung
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Von Philipp Lippert
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Wir haben mit zwei argentinischen Frauen gesprochen, die das Thema Abtreibung unterschiedlich sehen.

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Sollte Abtreibung legalisiert werden? Diese Frage beschäftigt seit März das katholische Argentinien. Lorena Fernández wurde trotz des bisherigen Verbots mit 16 Jahren dazu gezwungen, ihre Schwangerschaft abzubrechen.

Mit 23 wollte ihr Ex-Mann erneut, dass Lorena ihr Baby abtreibt - sie aber floh und bekam ihre Tochter Evelyn: "Wenn dir eine andere Person sagt, dass du abtreiben sollst, dann ist es dir egal. Aber wenn es ein Familienmitglied ist, dann ist das sehr schmerzhaft. Es tut so weh, wenn du weißt, dass deine Mutter deinen Sohn in einem Schuhkarton im Garten beerdigt hat. Ich bin vor Evelyns Vater weggerannt und heute ist sie 13 Jahre alt und meine Freundin. Warum sollte ich ein Leben verhindern? Warum will eine Person das für mich entscheiden?"

Todesursache Nummer eins von argentinischen Müttern: Abtreibung

Trotz des Verbots brechen viele Frauen im Verborgenen ihre Schwangerschaft ab: Es wird geschätzt, dass es jedes Jahr 500.000 Abtreibungen in Argentinien gibt. Dort sind die häufigste Todesursache von Müttern Schwangerschaftsabbrüche.

Eliana Hansen setzt sich deshalb dafür ein, dass man in Zukunft in Argentinien legal und sicher abtreiben kann. Auch Eliana hat schon einen Schwangerschaftsabbruch hinter sich: "Ich hatte große Angst davor, wegen einer Blutung im Krankenhaus zu landen. Denn ich wusste: Dort könnten sie mich dafür anzeigen. Manche Frauen sterben bei dem Versuch der Abtreibung viel eher als andere. Gerade Frauen in unteren Schichten sind gefährdet."

REUTERS/Marcos Brindicci
Viele Frauen gehen auf die Straße, um ihre Meinung im Abtreibungs-Streit kundzutun.REUTERS/Marcos Brindicci

Das südamerikanische Land ist gespaltet

Lorena und Eliana sind sich darüber einig, dass mehr Sexualkundeunterricht in dem südamerikanischen Land dringend notwendig ist. Zum Thema Abtreibung haben sie aber unterschiedliche Ansichten. "Ich lehne Abtreibungen ab", sagt Lorena, "stattdessen denke ich über eine Alternative nach. Der Staat sollte jetzt darüber diskutieren, ob man es ermöglicht, dass Kinder schon im Mutterleib adoptiert werden können."

Eliana sieht das anders: "Abtreibung ist nichts anders als eine freiwillige Unterbrechung der Schwangerschaft. Es treiben diejenigen ab, die es wollen. Die nicht abtreiben wollen, machen es auch nicht."

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