Aragon wählt: Das spanische Ohio

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Von Euronews
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Wird Aragon am 28. April wieder zum spanischen Ohio? Wir sind nach Robres gereist, wo die Wähler traditionell das landesweite Ergebnis am genausten vorhersagen.

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Wir sind im Herzen des spanischen Ohio. Genauer gesagt in Robres, einem Dorf dass während der Wahlen besonders in den Mittelpunkt rückt.

Denn seit dem Ende der Diktatur ist dies der Ort, an dem das Wahlergebnis dem landesweiten Gesamtergebnis am nächsten kommt - ähnlich wie der US-amerikanische Bundesstaat Ohio. Seit 2015 hat die Vorhersagekraft des Dorfes aber etwas nachgelassen. Denn das Auftauchen neuer politischer Kräfte hat Spaniens Zwei-Parteien-System ins Wanken gebracht.

Euronews-Reporterin Ana Buil hat sich vor Ort umgehört und auch mit dem Politikwissenschaftler Ignacio Jurado gesprochen, einem der Co-Autoren des Buchs "Aragon ist unser Ohio".

"Das spanische Ohio steht für die Region, in der der Wahlsieger dieselbe Partei ist wie im ganzen Land. Das Beispiel Ohio wird verwendet, weil in diesem US-Bundesstaat seit den Sechziger Jahren immer der Kandidat gewonnen hat, der die Präsidentschaftswahlen im gesamten Land gewonnen hat. In spanischen haben wir auch so eine Region, und das ist Aragon. Der Grund dafür ist ganz einfach. Aragon ist wie Spanien nur in einem kleineren Maßstab."

Viele Wähler sind noch unentschieden

Euronews hat bei den Einwohnern von Robres nachgefragt.

"Ich weiß nicht warum. Sie sagen, so wie es in Robres ausgeht, so läuft es auch anderswo."

"Die Ergebnisse hier in Robres haben immer mit den nationalen Ergebnissen übereingestimmt. Jetzt wo es so viele Parteien gibt, wird es schwerer, richtig zu liegen."

Genau wie in den Umfragen in Spanien sind auch in Robres viele Wähler unentschieden. So auch der Besitzer des lokalen Restaurants. Er unterstützt eigentlich die linke Podemos, doch er tut sich schwer, Ihnen seine Stimme zu geben.

Ich finde Podemos symphatisch, aber die überzeugen mich trotzdem nicht. Ich vertraue eigentlich gar keiner Partei mehr.

Viele Menschen in Robres haben sehr unterschiedliche politische Einstellungen. Es gibt auch solche, die genau wissen für wen sie nicht stimmen werden. Und solche die ihre Stimme geheim halten. "Wichtig ist, das der Gewinner weiß, wie man es richtig macht, stimmts?", sagt eine Frau vor der Dorfkirche.

Aufstieg der Rechten lässt die Menschen nicht kalt

Andere wollen die derzeitige Regierung des Sozialisten Pedro Sanchez am liebsten so schnell wie möglich los werden.

"Sanchez scheint mir ein Mann zu sein, dem es nur um sich selbst geht. Ich glaube, er interessiert sich nicht für Spanien und das Volk. An der Macht zu sein ist das einzige, was ihm wichtig ist. Und er würde einen Pakt mit dem Teufel schließen um an der Macht zu bleiben"

Auch der Aufstieg der rechtsextremen Vox-Partei lässt die Menschen nicht kalt. "Ich glaube, sie sind teilweise gegen die Menschenrechte und sie sollten nicht an die Macht kommen."

Zu viel Medienrummel

Dank des Titels des "spanischen Ohios" haben die Robresiner während der letzten Wahl schon viel Medienaufmerksamkeit erlangt. Zuerst sei es noch lustig gewesen, sagt die Bürgermeisterin, aber irgendwann hätten die Leute genug gehabt.

"Einerseits sagt man sich, gut, dass Robres nicht für eine Katastrophe oder etwas ähnliches bekannt ist. Andererseits, wie gesagt, wird das Thema ein bisschen langweilig. Ob wir richtig liegen, oder nicht, ob wir nah dran sind, oder ob wir abweichen."

Werden die Aragoner erneut richtig liegen wenn Sie nächsten Sonntag an die Urnen gehen? Und die Robresiner? Es könnte der Schlüssel sein für das Wahlergebnis. Vor allem aber könnte es der Schlüssel dafür sein, dass bei den Menschen hier wieder Anonymität und Ruhe einkehrt.

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