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Linkshänder: Opfer historischer Stigmatisierung und Verfolgung

Prominente Linkshänder: Leo Messi, Fidel Castro und Kurt Cobain
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Von Sofia Sanchez ManzanaroAnne Fleischmann
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Linkshänder: Opfer historischer Stigmatisierung und Verfolgung

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Linkshänder hatten in den meisten Kulturen immer negative Konnotationen. Nicht nur im Judentum oder Islam, sondern viele indigene Völker nannten die linke Hälfte des menschlichen Körpers den "finsteren" Teil.

Am internationalen Tag der Linkshänder gibt Euronews einen Überblick über die Linkshändigkeit in verschiedenen Kulturen und Zivilisationen.

Stigmatisierung der Linkshänder führt zurück bis in die Prähistorie

Erste Beweise dafür, dass die Mehrheit der Menschheit Rechtshänder sind und schon immer waren, finden sich bereits in Höhlenmalereien und -zeichnungen. Die gemalten Hände waren hauptsächlich die rechten und in Darstellungen, in denen Menschen jagen, hielten sie die Waffen hauptsächlich in der rechten Hand. Das erklärt Mayán Cervantes in einer von der Autonomen Universität Puebla veröffentlichten Studie.

Die linke Hand wäre von diesen Völkern als "nutzlos" wahrgenommen worden, da sie nicht so geschickt war wie die rechte Hand. Das könnte zur Stigmatisierung der Linkshänder in späteren Kulturen geführt haben.

Im Islam wird die rechte Seite mit männlicher Sexualität und dem moralisch Gutem in Verbindung gebracht, während die linke Seite weibliche Sexualität und Böses repräsentiert. Darüber hinaus ist es in der muslimischen Religion üblich, die rechte Hand zum Essen und den rechten Fuß zum Betreten der Moschee zu benutzen. Die linke Hand wird verwendet, um sich die Nase zu putzen oder sich nach dem Stuhlgang zu reinigen.

Laut Cervantes' Studie benutzten Araber vor Mohammeds Ankunft das Wort rechts, um Süden zu sagen, wo sich das wohlhabende Land Jemen befand, und links, um Norden zu sagen, d.h. Syrien, ein Land, das mit schlechten Vorzeichen verbunden war.

Die hinduistische Religion hat auch große Vorurteile gegen Linkshänder. Wie im Islam verabscheut der Hinduismus diejenigen, die die linke Hand benutzen, und verbindet sie auch mit der Reinigung nach dem Toilettengang. Es ist verpönt, mit dieser Hand Geschenke zu überreichen. Es kann sogar sein, dass Hindus sich beleidigt fühlen, etwas entgegenzunehmen, das mit links gereicht wird.

Europa und der Einfluss des Christentums

Das Christentum reproduzierte das Stigma der Linkshändigkeit. In einigen Ländern mit einer starken katholischen Tradition, wie zum Beispiel Spanien, zwangen Lehrer die Schüler bis vor wenigen Jahrzehnten mit der rechten Hand zu schreiben - auch, wenn das entgegen ihrer natürlichen Veranlagung war.

Wie Mayán Cervantes' Studie erklärt, ist die rechte Seite die bevorzugte Seite Gottes und sogar der christlichen Heiligen, da Neugeborene bereits die linke Brust ihrer Mutter abgelehnt haben sollen.

Darüber hinaus sitzt Jesus im christlichen Symbolismus auf der rechten Seite seines Vaters und Luzifer wird als "die linke Hand" Gottes bezeichnet.

Andreas Ratz ist ein 60-jähriger deutscher evangelischer Pfarrer aus Augsburg, der von klein auf gezwungen war, seine rechte Hand zu benutzen. "In der Grundschule Firnhaberau haben wir das Schreiben zunächst mit einem Heft mit vier Hilfszeilen gelernt. Im Laufe des Jahres wurden es immer weniger Hilfszeilen, sodass man am Ende nur noch mit einer Zeile schreiben musste", erinnert er sich.

"Ich habe begonnen mit links zu schreiben und wurde dann von der Lehrerin aufgefordert mit rechts zu schreiben. Das habe ich ignoriert. Dann habe ich nicht das nächste Heft bekommen. Das hat mich schon sehr unter Druck gesetzt. Alle anderen Kinder schrieben schon auf einer Linie und ich noch mit vier", erzählt er Euronews.

Ratz war der einzige Linkshänder in seiner Klasse. Der Druck durch die Lehrerin sei damals üblich gewesen. "Das war offizielle Linie", sagt er.

Heute bastelt oder zeichnet er mit links, schreibt jedoch immer noch mit der rechten Hand. "Wenn ich mich anstrenge ist es schön, ansonsten eher nicht", erzählt Ratz.

Die Zwangsumschulung auf die rechte Hand hat auch Spätfolgen. Bis heute hat er Schwierigkeiten, links und rechts zu unterscheiden. "Da muss ich erst immer rational überlegen. Unmittelbar weiß ich nicht, wo links und wo rechts ist."

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