Kein Nachtleben in Berlin? Eine auf Twitter empfohlene Lösung lautet "tags ausgehen". Andere legen Reserven auf dem Balkon an.
Seit Freitagnacht gilt in der Partymetropole Berlin eine Sperrstunde zum ersten Mal seit 71 Jahren. Restaurants, Kneipen, Bars, sogar Spätis müssen von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr geschlossen bleiben.
Eine verprellte Nachtschwärmerin zeigt Verständnis. "Das geschieht zum Wohl der Allgemeinheit. Ich persönlich bin jedoch dagegen, weil ich glaube, dass die Menschen jederzeit zum Alkohol greifen können, wann immer sie wollen."
Andere sind stinkesauer. Mehrere Gastronomen gehen mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht dagegen vor. Mit einer Entscheidung ist nach Angaben des Gerichts wohl in der kommenden Woche zu rechnen.
Bußgeld ab 5000 Euro
Hintergrund der verschärften Regeln ist der deutliche Anstieg der Corona-Infektionen in Berlin. Draußen dürfen sich nachts vorerst nur noch fünf Personen oder Menschen aus zwei Haushalten versammeln. Tankstellen dürfen nachts zwar offen bleiben, aber nur noch Kraftstoff und Ersatzteile kaufen. Wer seinen Laden offenlässt, dem droht ein Bußgeld ab 5000 Euro.
Wie das alles überwacht werden soll, steht auf einem anderen Blatt. Die Hauptstadt-Polizei kann nicht überall kontrollieren. Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP Berlin), bat die Menschen in Berlin eindringlich um Unterstützung.
Eine auf Twitter empfohlene Lösung lautet "tags ausgehen". Andere legen Reserven auf dem Balkon an.
Madrider Verhältnisse
Für Madrid hat die spanische Zentralregierung den Alarmzustand verhängt. Nur so ließ sich die angeordnete Abriegelung mit sofortiger Wirkung durchsetzen. Zuvor hatte ein Gericht diese als rechtswidrig erklärt. Der Notstand soll für zwei Wochen gelten. Eine Verlängerung müsste gemäß Verfassung vom Nationalparlament gebilligt werden.
Mit durchschnittlich rund 600 Infektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen Wochen weist die Region Madrid die höchste Corona-Ansteckungsrate in ganz Spanien auf.
Flucht aus Madrid
Nach dem Urteil des Madrider Gerichts am Donnerstagnachmittag war der Corona-Hotspot für rund 24 Stunden offen. Viele Menschen nutzten diese kurze Unterbrechung der Abriegelung, um die spanische Hauptstadt für eine verlängertes Wochenende zu verlassen. Medien berichteten von fast 80.000 Fahrzeugen unter Berufung auf die Behörden. Am Montag ist in Spanien ein Feiertag.
Corona-Hotspot Moskau
Die Zahl der neu gemeldeten Corona-Fälle in Russland hat die Rekordwerte aus dem Frühjahr überstiegen. Am Freitag wurden nach offiziellen Angaben binnen 24 Stunden mehr als 12 120 Infektionen registriert. Allein in der Hauptstadt Moskau wurden rund 3700 neue Fälle gezählt. Im weltweiten Vergleich liegt Russland (der US-Universität Johns Hopkins zufolge) mit knapp 1,3 Millionen Infektionen auf Platz vier. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.
Die Behörden reagieren mit verschärften Regeln. Unternehmen müssen jeden dritten Mitarbeiter ins Homeoffice schicken. Zudem wurden die Herbstferien für Schüler um eine Woche verlängert, Senioren sollen sich selbst isolieren. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes wird in Supermärkten überprüft.