Studie: Freiwillige mit Corona infiziert - Erkenntnisse für Forschung?

Studie: Freiwillige mit Corona infiziert - Erkenntnisse für Forschung?
Copyright AP
Copyright AP
Von Luke Hanrahan
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Forscher am Londoner Imperial College infizieren 90 vollkommen gesunde Probanden mit Sars-Cov-2. Auf diese Weise will man mehr über den Erreger erfahren.

WERBUNG

In Großbritannien steigt die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus dramatisch an - täglich sind es über 20.000. Um mehr über den Erreger zu erfahren, soll dieser nun an Freiwillige übertragen werden - im Rahmen einer sogenannten "Human Challenge"-Studie.

Forscher am Londoner Imperial College setzen dazu 90 vollkommen gesunde Probanden ein, die mit Sars-Cov-2 infiziert werden. Die 18 bis 30-Jährigen gehören der Zielruppe an, die das geringste Risiko haben, ernsthaft an Covid-19 zu erkranken.

"Es ist wie die Mondlandung"

Probandin Courtney Harmstone freut sich: "Es ist wie die Mondlandung. Keiner hat das zuvor gemacht - man könnte für so viele Menschen etwas bewirken." Nachdem die Freiwilligen mit dem Virus infiziert worden sind, müssen sie sich direkt in Quarantäne begeben. Sie bleiben so lange isoliert, bis sie nicht mehr ansteckend sind. Anschließend könnten sie mögliche Impfstoffkandidaten werden.

Ich könnte mich mit dem Coronavirus auch auf dem Weg zur Arbeit oder auf der Straße infizieren. Hier habe ich keine Angst davor, denn ich bin in einer absolut sicheren Umgebung und werde von herausragendenen Ärzten behandelt - es ist besser, als zuhause Covid-19 zu haben. Ich finde das aufregend und fühle mich sehr sicher damit.
Courtney Harmstone
Probandin

Die Freiwilligen bekommen natürlich auch eine finanzielle Entschädigung. Für die gesamte Studie stellt die britische Regierung mehr als 36 Millionen Euro zur Verfügung.

Euronews
Probandin Courtney HarmstoneEuronews

"Human Challenge" bietet das Potenzial, viel schneller Ergebnisse zu liefern als herkömmliche Feldversuche in der Impfstoffforschung. Denn bisher mussten die Forscher warten, bis Teilnehmer außerhalb eines Labors mit einem Virus in Kontakt kommen.

"Studie ist ethisch notwendig"

Führende Mediziner kritisieren jedoch, dass Freiwillige mit einem Virus infiziert werden, für das es derzeit noch kein Gegenmittel gibt. Dr. Peter Openshaw, Co-Direktor der Studie betont die Wichtigkeit dieses Versuches.

Wir befinden uns im Moment in einer Notsituation und müssen alles tun, was wir können, um dieses Virus besser zu verstehen und die Impfstoffentwicklung voranzutreiben. Unserer Ansicht nach sind die Freiwilligen nur einem minimalen Risiko ausgesetzt. Der Nutzen, den wir aus der Durchführung dieser Studie ziehen können, ist so groß, dass es aus ethischer Sicht notwendig ist, sie durchzuführen.
Dr. Peter Openshaw
Human Challenge Consortium
Euronews
Dr. Peter Openshaw, Human Challenge ConsortiumEuronews

Mithilfe dieser Studie erhoffen sich die Forscher, Impfstoffe zukünftig miteinander vergleichen zu können, um so herauszufinden, welcher der Beste ist.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Flughäfen: Hohe Einbußen durch Coronaviruspandemie

Covid-Krise: Ex-Premier Johnson entschuldigt sich für "Schmerzen und Verluste"

Schwere Vorwürfe gegen Boris Johnson: Schockierende Aussagen während der Corona-Pandemie kommen ans Licht