Sevillas grüne Revolution - in Orange

Orangenbäume mitten in der Stadt. Die Früchte sto´ßen in Sevilla nur auf wenig Begeisterung
Orangenbäume mitten in der Stadt. Die Früchte sto´ßen in Sevilla nur auf wenig Begeisterung Copyright screengrab AP
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Von Euronews mit AP
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Die Hauptstadt der Region Andalusien hat mit ihrem Exportschlager Bitterorangen zu kämpfen. Ungeliebt in Sevilla, finden die Südfrüchte vor Ort trotzdem eine neue, ökologische Bestimmung.

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Auf Bäumen, aber auch am Boden: Orangen sind zu dieser Jahreszeit tonangebend und allgegenwärtig in Sevilla. Kleiner, aber bedeutender Schönheitsfehler: Die lokalen Bitterorangen werden von den Verbrauchern in Andalusien links liegengelassen.

Die ursprünglich aus Südostasien stammenden und vom Menschen über den ganzen Globus verbreiteten Südfrüchte werden zum Teil nach Großbritannien exportiert, wo sie in Marmelade verwandelt werden.

Aber der Rest der Ernte der 50.000 Orangenbäume Sevillas landet oft auf den Straßen der Stadt, wo ´die Bitterorangen verrotten, von Autoreifen zerquetscht werden oder die Stadtbewohner zum Ausrutschen bringen können.

David Guevara ist Stadtrat in Sevilla: "Das ist einer der Bäume, die das Bild der Stadt am meisten repräsentieren und eine touristische Attraktionen. Vor allem wegen des Duftes der Orangenblüte im Frühling, der viele Menschen nach Sevilla zieht. Aber wenn die Frucht zu Boden fällt, verursacht sie Schwierigkeiten und viele Probleme für die Bürger."

Nützlicher Abfall

Doch jetzt verwandelt die Stadt dieses potenzielle Ärgernis in saubere Energie. Sevillas Wasserversorgungsunternehmen Emasesa hat ein Pilotprojekt gestartet, das Zitrusfrüchte von den Straßen der Stadt nutzt, um ökologisch Strom für den Betrieb einer der städtischen Kläranlagen zu erzeugen.

Der Schlüssel ist Methan aus dem organischen Gärprozess. Zunächst werden die Orangen eingesammelt und dann zu einer Anlage transportiert, die aus organischen Stoffen Strom erzeugt. Während die Orangen gären, wird das aufgefangene Methan zum Antrieb eines Generators verwendet.

"Sehr einfaches Verfahren"

Benigno Lopez ist der Leiter der Umweltabteilung von Emasesa und erläutert den Prozess: "Es ist ein sehr einfaches Verfahren: 50 Prozent der Orange sind Saft. Durch diesen Saft erzeugen wir ein Gas, das reich an Methan ist, das wir zur Energieerzeugung durch einen Motor mit Kraft-Wärme-Kopplung nutzen. Es ist ein Prozess, der keine Art von Zusatzstoffen benötigt, und es ist ein ökologischer Prozess, der die Kreislaufwirtschaft des städtischen Abfalls schließt, was auch bedeutet, dass diese Anlage zur Milderung des Klimawandels beiträgt."

Die Ergebnisse des Pilotprojekts deuten darauf hin, dass eine Tonne Orangen bis zu 50 Kilowattstunden Strom erzeugen kann. Genug, um fünf Haushalte einen Tag lang zu versorgen. Emasesa sagt, wenn alle Orangen Sevillas geerntet würden, könnten sie genug Strom produzieren, um 73.000 Haushalte zu versorgen.

Die Schale und Kerne sind für den Prozess nicht von Nutzen, sondern werden zur Herstellung von organischem Dünger für Ackerland und Gärten verwendet.

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