Macron erkennt Frankreichs Verantwortung für Völkermord in Ruanda an

Emmanuel Macron in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda
Emmanuel Macron in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda Copyright LUDOVIC MARIN/AFP or licensors
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Von Euronews mit AFP, dpa
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Bei seinem Besuch in Ruanda bemüht sich Emmanuel Macron um einen Neustart der Beziehungen - und um eine Aufarbeitung des Genozids an den Tutsi.

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Mit Spannung wurde erwartet, ob sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für die Rolle Frankreichs beim Völkermord in Ruanda 1994 entschuldigt. Auf Staatsbesuch in dem ostafrikanischen Land hat der französische Präsident Emmanuel Macron nun Frankreichs politische Verantwortung während des Völkermords 1994 anerkannt.

Macron sagte in einer Rede am Genozid-Denkmal in Ruandas Hauptstadt Kigali, Frankreich und die internationale Gemeinschaft hätten drei «endlose» Monate vergehen lassen, bevor sie reagierten: "Wir alle haben Hunderttausende von Opfern diesem Höllentreiben überlassen. Während französische Beamte am nächsten Tag die Klarheit und den Mut hatten, es als Völkermord zu qualifizieren, war Frankreich nicht in der Lage, angemessene Konsequenzen zu ziehen. Während ich heute mit Demut und Respekt neben Ihnen stehe, erkenne ich unsere Verantwortung an."

Frankreich habe eine Pflicht, nämlich «sich der Geschichte zu stellen und das Ausmaß des Leidens anzuerkennen, das es dem ruandischen Volk zugefügt hat». Paris habe zu lange gewartet, die Wahrheit zu prüfen, sagte Macron weiter.

1994 hatten vor allem Soldaten der Hutu-Mehrheit in Ruanda innerhalb von rund 100 Tagen mindestens 800.000 Menschen - vor allem Angehörige der Tutsi-Minderheit sowie gemäßigte Hutus getötet.

Frankreich unterhielt damals engste Beziehungen zur ruandischen Regierung, in der extremistische Hutu mehr und mehr die Macht übernahmen. Die Kontakte zwischen den beiden Ländern sind wegen Frankreichs Verhalten bis heute getrübt.. 

Sein Land sei "de facto an der Seite eines Völkermord-Regimes geblieben", aber dennoch "kein Komplize" der Verbrechen und der Täter gewesen, sagte Macron in seiner Rede. Obwohl Frankreich bei internationalen Verhandlungen im August 1993 einen regionalen Konflikt oder Bürgerkrieg verhindern wollte, habe es Warnungen von Beobachtern ignoriert und sich dabei unwillkürlich auf die Seite der Täter gestellt, die Monate später den Völkermord begehen würden.

Frankreich führte ab Juni 1994 auch eine vom UN-Sicherheitsrat mandatierte Militäroperation an, die Flüchtlinge und Zivilisten in Ruanda schützen sollte. Die UN-Soldaten entwaffneten aber weder die extremistischen Hutu-Milizen, noch hinderten sie die ruandischen Soldaten und Milizionäre daran, in die Schutzzone einzudringen, die für Zivilisten eingerichtet worden war.

Erst vor kurzem war eine Historiker-Kommission zu dem Schluss gekommen, dass beim Völkermord schwere Verantwortung auf Frankreich laste. Paris sei damals angesichts der Vorbereitungen des Genozids blind geblieben, lautete eine Schlussfolgerung. 

Am Freitag reist Macron nach Südafrika weiter.

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