Drosten: 3. Corona-Impfung für die meisten im Herbst wohl nicht notwendig

Coronavirus-Experte Christian Drosten von der Charité in Berlin - ARCHIV
Coronavirus-Experte Christian Drosten von der Charité in Berlin - ARCHIV Copyright Fabrizio Bensch/AP
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Von Euronews mit dpa
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Der Virologe der Berliner Charité hat in einem Interview mit dpa zu den Aussichten für den Herbst Stellung bezogen.

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Die meisten Menschen, die gegen Covid-19 geimpft sind, werden im Herbst keine Auffrischungsimpfung in Form einer dritten Dosis gegen das Coronavirus brauchen. Das hat der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité in einem Interview mit dpa erklärt. "Die Schutzwirkung der Corona-Vakzinen ist viel besser als beispielsweise bei den Influenza-Impfstoffen".

"Im Herbst erst einmal Impflücken schließen"

Für Drosten hat es Vorrang, alle älteren Menschen vollständig zu immunisieren. Er meinte: "In diesem Herbst kommt es aber darauf an, überhaupt erst einmal die Impflücken bei den über 60-Jährigen zu schließen.“

Auch eine neue Virusvariante, die gegen die verfügbaren Impfstoffe resistent ist, erwartet Drosten in naher Zukunft nicht.

Allerdings hält der Coronavirus-Experte Auffrischungsimpfungen für bestimmte Gruppen für denkbar. Dazu sagte Drosten: "Nach einem halben Jahr geht das über die Impfung erworbene Antikörper-Level vor allem bei sehr alten Menschen deutlich runter."

In mehreren deutschen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bremen, Berlin und Brandenburg sind die Vorbereitungen für die sogenannten Booster-Impfungen für Risikogruppen, die vor mindestens sechs Monaten gegen Covid-19 geimpft wurden, angelaufen.

Auffrischung in den USA nach 8 Monaten für alle

Die Gesundheitsbehörden in den USA gehen davon aus, dass die dritte Impfung nach acht Monaten verabreicht werden sollte. Sie planen im Kampf gegen die ansteckendere Delta-Variante, allen bereits geimpften US-Bürgerinnen und US-Bürgern ab September eine dritte Dosis der Impfstoffe von BioNTech/Pfizer oder Moderna anzubieten.

Herdenimmunität wegen Delta-Variante nicht erreichbar

Zahlreiche Expertinnen und Experten gehen inzwischen davon aus, dass die eigentlich angestrebte Herdenimmunität nicht erreichbar sein wird. Zuvor war bei einer Impfquote von 70 Prozent Geimpften und Genesen davon ausgegangen worden, dass sich das Virus nicht weiter verbreitet. Dieses Prinzip wird aber von den sogenannten "Impfdurchbrüchen" zunichte gemacht, weil sich auch bereits geimpfte Personen anstecken können.

"Beim Coronavirus wissen wir sehr genau, dass diese aktuelle Variante, die Delta-Variante, auch Menschen infizieren kann, die geimpft sind, und das bedeutet, dass jeder, der noch nicht geimpft ist, irgendwann auf das Virus trifft", sagte der britische Virologe Sir Andrew Pollard.

Das Robert Koch-Institut hat in Deutschland 14.000 Impfdurchbrüche - also Infektionen bei vollständig Geimpften - seit Anfang Februar registriert. Davon sind nur sehr wenige Menschen wirklich erkrankt, dennoch können sie andere Personen infizieren.

Auch das RKI schreibt in seinem Bericht zur Vorbereitung für Herbst und Winter von der Notwendigkeit einer Impfauffrischung wegen einer möglichen Reduktion der Impfeffektivität vor allem in der älteren Bevölkerung aufgrund schwächerer Immunität oder schwindender Immunität (Immunoseneszenz, „Waning Immunity“, Impfdurchbrüche).

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