"Österreich ist keine Insel": Bier Partei Gründer Marco Pogo zu seinem Platz 3 Wahlerfolg

Dominik Wlazny - alias Marco Pogo - Gründer der Bier Partei
Dominik Wlazny - alias Marco Pogo - Gründer der Bier Partei Copyright Vincent Coste, euronews
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Euronews-Journalist Vincent Coste hat mit dem atypischen Politiker Marco Pogo in Simmering in Wien über den Wahlerfolg, die Bier Partei und über die Zukunft gesprochen.

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Seit Wochen gibt Marco Pogo in Österreich ein Interview nach dem anderen. Der Grund dafür? Der Kandidat der Bier Partei hat bei den Präsidentschaftswahlen am 9. Oktober den dritten Platz belegt.

Noch beeindruckender ist sein Ergebnis in Wien, wo Dominik Wlazny, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, auf den zweiten Platz kam. Diesen zweiten Platz belegt er österreichweit auch bei den unter 30-Jährigen.

Der Rockmusiker hat uns in seinem "Hauptquartier" im 11. Bezirk der österreichischen Hauptstadt zwischen einem Interview mit einem deutschen Medium und einer Live-Übertragung im österreichischen Radio getroffen, um über seine Kampagne und das Ergebnis zu sprechen. Prost!

"Ich habe mich mit Themen, die mich betreffen - ich bin auch ein junger Mensch (er ist 36 Jahre alt, Anm. d. Red.) - direkt an die Jugendlichen gewandt. Es geht um die Zukunft, es geht um den Klimaschutz, es geht um Solidarität. Das sind Themen, die auch junge Menschen interessieren. Ich bin atypisch. Ich bin kein normaler Politiker, das will ich auch gar nicht sein", erklärt er einleitend.

Ob in der Bierbranche oder in der Politik, neue Ideen müssen gehört werden.
Dminik Wlazny - alias Marco Pogo

Für ihre Kampagne stützte sich die Bier Partei auf eines der großen Konzepte des "Punk", nämlich "Do It Yourself". Trotz der geringen Mittel seiner Partei ist Pogo derzeit sehr glücklich. Ein Künstlername, den er mit Bedacht gewählt hat. Er erinnert an den Tanz, bei dem alle ineinander laufen.

Aber Marco Pogo ist nicht nur Politiker, sondern vor allem Künstler und Musiker. 

Er hat 2015 die Bier Partei gegründet, hauptsächlich unter dem Prisma der Satire. Aber während er sich weiterhin "amüsiert", hat Dr. Dominik Wlazny, denn er ist auch Arzt, sein Wirken in Wien festgeschrieben, indem er sich insbesondere für die Verteidigung alternativer Kulturstätten, von Minderheiten und Personen in Not einsetzt.

In seinem Präsidentschaftsprogramm brachte der Rockmusiker die Idee eines Ministeriums für Zukunftsfragen ein, das "zukunftsträchtige Ideen" und Probleme erkennen soll, bevor sie entstehen. 

Aber natürlich ist Marco Pogo ein großer Bierliebhaber, was sich auch im Namen seiner Band "TurboBier" widerspiegelt. So heißt auch sein selbstgebräutes Bier, das er natürlich für da beste hält.

Vincent Coste - euronews
Turbo Bier vor dem Sitz des Präsidenten in WienVincent Coste - euronews

"Ob beim Bier oder in der Politik, neue Ideen müssen gehört werden. Und nur durch Neues und neue Einflüsse kann etwas Gutes entstehen. Und von diesem Standpunkt aus betrachte ich meine Kandidatur als einen Denkanstoß für das Land. Wenn die Themen, die ich angesprochen habe, nun breiter diskutiert werden, dann habe ich alles erreicht", so vergleicht er Bier mit Politik.

Österreich ist keine Insel. Wir sind nicht irgendwo in der Südsee.
Dominik Wlazny - alias Marco Pogo

Bei den Wahlen, die der amtierende Präsident, der Grüne Alexander Van der Bellen, gewonnen hat, waren rechte und sogar ultrarechte Kandidaten stark vertreten. Van der Bellen wurde von den großen politischen Gruppierungen des Landes wie der sozialdemokratischen SPÖ oder der konservativen ÖVP unterstützt.

Der Kandidat der populistischen FPÖ kam bei der Wahl auf den zweiten Platz. Die österreichischen Rechtsextremen sind seit dem "Ibiza-Skandal", der den damaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache zum Rücktritt gezwungen hatte, eingebrochen. Marco Pogo hingegen vertritt die Idee eines weltoffenen Österreichs, weit entfernt von den populistischen Forderungen der FPÖ.

"Österreich ist keine Insel. Wir sind nicht irgendwo in der Südsee, wo man sagt, dass wir die anderen nicht brauchen. Ich denke, diese internationale Idee von Europa, in dem wir mit unseren Nachbarn zusammenarbeiten, das ist der Grund, warum wir es gemeinsam schaffen können, diese Krisen zu lösen. Man kann sie nicht mit sehr einfachen populistischen Forderungen lösen", erklärt er. 

Während Marco Pogo und seine Mitstreiter von der Bier Partei sich zwangsläufig über die mehr als 300.000 Stimmen freuen, die für sie abgegeben wurden, stellt sich natürlich die Frage nach dem Danach: Wird die Bier Partei in der österreichischen Politik Wurzeln schlagen?

"Die nächsten Wahlen in Österreich sind in zwei Jahren. Da ist jetzt ein sehr großer Spielraum, was noch passieren kann. Ich weiß nicht, was noch, was sich noch für Möglichkeiten auftun. Der Zuspruch zur Bier-Partei ist super. Die Bier-Partei wird aber weiterhin in Wien, in den Bezirken, wo wir sitzen, ihre Arbeit verrichten, genauso wie ich. Ich bin ja auch Bezirksrat in in Simmering und das macht auch Spaß und das mache ich weiter."

Und er sagt abschließend:

"Und bis dahin werde ich sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Wie viele Leute mitmachen wollen, die richtigen Leute, denn es ist mein Baby. Ich möchte Gleichgesinnte finden, die die gleichen Ideen haben wie wir. Wenn jetzt, wenn ich sehe, wie viele junge Leute auf die Straße kommen und sagen: "Hey, super, endlich jemand, mit dem ich mich identifizieren kann", dann, ja dann freut mich das natürlich umso mehr".

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