"Wo ist die internationale Gemeinschaft?" Hilfswerk-Chef fordert Unterstützung für Afghanistan

Frauenrechte sind in Afghanistan werden immer weiter durch die radikal-islamistische Taliban eingeschränkt
Frauenrechte sind in Afghanistan werden immer weiter durch die radikal-islamistische Taliban eingeschränkt Copyright Ebrahim Noroozi/Copyright 2022 The AP. All rights reserved.
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Von Euronews
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Der Generalsekretär der Norwegischen Flüchtlingshilfe, Jan Egeland, fordert mehr Unterstützung für Afghanistan. Das NGO-Arbeitsverbot für Frauen durch die Taliban-Regierung macht es seiner Organisation unmöglich, dort zu arbeiten, sagt er im Euronews-Interview.

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In Afghanistan hat die Taliban-Regierung die Rechte von Frauen weiter stark eingeschränkt. Nach dem Universitätsverbot im Dezember haben die Taliban-Führer auch beschlossen, Frauen das Arbeiten für Nichtregierungsorganisationen zu verbieten. Über 150 Hilfsorganisationen haben daraufhin ihre Arbeit dort ganz oder zum Teil eingefroren.

Für die Menschen in Afghanistan kann das ernsthafte Konsequenzen haben, denn für viele Afghanen ist die humanitäre Hilfe durch internationale oder lokale Organisationen überlebenswichtig.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben im Dezember 28 Millionen Menschen in Afghanistan humanitäre Unterstützung gebraucht. Das sind etwa zwei Drittel der Bevölkerung. Etwa 20 Millionen sind akut von Hunger bedroht.

Unter den NGOs, die ihre Arbeit in Afghanistan einstellen mussten, ist die Norwegische Flüchtlingshilfe. Deren Generalsekretär, Jan Egeland, hält sich zurzeit im Land auf. Egeland will versuchen, die Taliban davon zu überzeugen, ihre Entscheidung rückgängig zu machen. Er ist der erste Chef einer NGO, der seit dem Arbeitsverbot für Frauen in NGOs nach Afghanistan reist.

Im Euronews-Interview sagt Egeland, die Taliban machen es seiner Hilfsorganisationen eindeutig unmöglich, dort zu arbeiten.

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Jan Egeland, Generalsekretär der Norwegischen Flüchtlingshilfe, während seines Besuchs in AfghanistanEbrahim Noroozi/Copyright 2022 The AP. All rights reserved.

"Die Taliban-Führer sagen mir, sie wollen, dass wir unsere Arbeit so bald wie möglich wieder aufnehmen können. Und ich sage, dass wir das nur tun können, wenn unsere Kolleginnen zusammen und gleichberechtigt mit den männlichen Helfern arbeiten können".

Ohne weibliches Personal seien die Hilfsorganisationen nicht in der Lage, Frauen, Witwen oder alleinstehende Mütter mit Kindern zu erreichen, die sich in einer sehr schwierigen Situation befinden, erklärt Egeland gegenüber Euronews. "In vielen Regionen verstößt es definitiv gegen die Tradition und die Werte, wenn Männer Frauen unterstützen, die nicht direkt aus ihrer Familie kommen."

"Wo sind die Botschafter? Die Diplomaten?", fragt Egeland. "Wo ist die internationale Gemeinschaft, die erklärt hat, dass Frauen und Kinder in Afghanistan ihre oberste Priorität sind? Sie haben im Laufe der Jahre Hunderte von Milliarden Dollar ausgegeben. Wo sind sie heute? Es sind nicht viele zu sehen."

Egeland fordert sie dazu auf, sich zu engagieren, und den NGOs zu helfen. "Wir sind hier jetzt ziemlich allein".

Nach der Machtübernahme durch die radikal-islamistische Taliban und dem Abzug der Vereinigten Staaten im August 2021, brach die Wirtschaft Afghanistans zusammen. Seitdem wird die humanitäre Lage dort als katastrophal bezeichnet.

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