Kämpfe im Sudan: RSF für neuen Waffenstillstand bereit - Drama um Krankenhäuser in Khartum

Feuer und zerstörte Marktstände in einem Gewerbegebiet im Norden von Khartum
Feuer und zerstörte Marktstände in einem Gewerbegebiet im Norden von Khartum Copyright AP/Planet Labs PBC
Copyright AP/Planet Labs PBC
Von Euronews mit dpa
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Die mit den sudanesischen Streitkräften rivalisierende paramilitärische Gruppe hat erneut einer 24-stündigen Waffenruhe zugestimmt. Derweil mussten rund 2/3 der Krankenhäuser in Khartum schließen.

WERBUNG

Im Sudan hat die mit den sudanesischen Streitkräften rivalisierende paramilitärische Gruppe (RSF) erneut einer 24-stündigen Waffenruhe zugestimmt. Der Waffenstillstand solle vom frühen Mittwochabend (18.00 Uhr MESZ) an gelten, erklärten die Rapid Support Forces am Mittwochnachmittag über Twitter. Man bestätige das volle Engagement für einen vollständigen Waffenstillstand, hieß es demnach seitens der RSF. Eine Bestätigung der Waffenruhe durch das sudanesische Militär blieb zunächst aus.

Internationale Vermittler versuchen seit Tagen, die Konfliktparteien zu einem Waffenstillstand zu bewegen, um humanitäre Korridore zu schaffen. Bereits mehrmals wurden zugesagte Feuerpausen gebrochen.

Armeesprecher Nabil Abdullah Ali Moussa hatte zuvor erklärt, dass die Zusammenstöße trotz Waffenruhe weitergingen. Die Rebellenmilizen seien in die Stadt Merowe eingedrungen und hätten die Bürger schikaniert, so der Sprecher. Man werde weiterhin die Sicherheit der Hauptstadt gewährleisten.

Krankenhäuser ohne Trinkwasser und Sauerstoff

Infolge der Kämpfe zwischen der paramilitärischen Gruppe RSF und der Armee wurden bislang mindestens 270 Menschen getötet, 2600 wurden verletzt.

In der Hauptstadt Khartum sind 39 der insgesamt 59 Krankenhäuser und Kliniken aufgrund der anhaltenden Kämpfe derzeit außer Betrieb. Das teilte das sudanesische Ärztekomitee am Mittwoch mit. Einige Krankenhäuser seien bombardiert, andere angegriffen und geplündert worden, hieß es. Das Komitee forderte eine "dringende Intervention" zum Schutz des medizinischen Personals und der Patienten.

In den vergangenen Tagen waren bereits Menschen aus unterschiedlichen Krankenhäusern evakuiert worden. Viele Einrichtungen hätten mittlerweile weder Strom, Medikamente, Sauerstoff noch Trinkwasser oder Nahrungsmittel, sagte das Komitee. Auch Kinderkrankenhäuser seien betroffen. Teilweise würden sogar die Ärzte ihre Arbeit verlassen, das Personal wird knapp.

Marwan Ali/AP Photo
Verschlossene Geschäfte in der Hauptstadt KhartumMarwan Ali/AP Photo

Militärische Evakuierung von Deutschen zunächst abgebrochen

Die Bundesregierung hat eine Evakuierung deutscher Staatsbürgerinnen und -Bürger mit Bundeswehrmaschinen wegen der Sicherheitslage in dem Land zunächst abgebrochen. Ein Plan für den Einsatz der Luftwaffe dazu wurde nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch wegen der unsicheren Lage in der umkämpften Hauptstadt Khartum gestoppt.

Die Flugzeuge dafür waren am frühen Mittwochmorgen in Wunstorf (Niedersachsen) gestartet. Die drei Militärtransporter von Typ A400M flogen über Italien und nahmen in Griechenland frischen Treibstoff auf. Auch Militärflugzeuge anderer Nationen waren in der Region einsatzbereit für den Fall, dass es die Lage am Boden erlaubt hätte, hieß es. Die Aufnahme der deutschen Staatsbürger hätte auf dem umkämpften Flughafen Khartum erfolgen sollen, die Rückkehr dann über den von der Bundeswehr genutzten Luftwaffenstützpunkt Al-Asrak in Jordanien. Am Mittwochnachmittag waren die Maschinen der Bundeswehr aber wieder auf dem Rückweg nach Deutschland.

Mitarbeiter der EU-Kommission angeschossen

Japan kündigte an, Soldaten und ein Flugzeug zu schicken, um rund 60 Bürger:innen zu evakuieren. Kabinettschef Hirokazu Matsuno erklärte, dass die Regierung weiterhin "alles in ihrer Macht Stehende" tun werde, um die Sicherheit japanischer Staatsangehöriger zu gewährleisten.

Derweil wurde bekannt, dass ein Mitarbeiter der Europäischen Kommission angeschossen worden ist. Das bestätigte am Mittwoch eine Sprecherin der Behörde. Demnach handelt es sich um den Leiter des Büros der Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz (ECHO) in der Hauptstadt Khartum. Er ist Belgier und arbeitet seit 2019 dort in dieser Funktion. Angaben zu den Umständen des Vorfalls und zur Schwere der Verletzung machte die Sprecherin aus Sicherheitsgründen nicht. Sie wollte auch nichts zu seinem aktuellen Aufenthaltsort sagen.

Machtkampf zwischen zwei Generälen

Die "New York Times" berichtete, der Mann sei schwer verletzt worden, schwebe aber nicht in Lebensgefahr. Er soll in der Nacht von Sonntag auf Montag verschwunden und dann erst am Dienstag von Kollegen gefunden worden sein.

Im Sudan waren am Samstag Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär seit Samstag gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe RSF.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Hunderte Tote: Angst vor einem Bürgerkrieg im Sudan

Sudan: Deutschland sagt am Jahrestag des Kriegs Millionenhilfe zu

Weltsicherheitsrat fordert unverzüglich Ramadan-Waffenstillstand