Zwei Millionen Kubikmeter Fels bedrohen Brienz - Bergdorf wird geräumt

Herabstürzende Felsmassen bedrohen Brienz.
Herabstürzende Felsmassen bedrohen Brienz. Copyright EBU/RTS
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Von Euronews mit DPA/SRF
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Rund zwei Millionen Kubikmeter Felsmaterial sind in Bewegung und könnten demnächst herabstürzen. Ab Freitagabend darf bis auf Weiteres niemand mehr im Dorf übernachten.

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Wegen akuter Erdrutschgefahr müssen die Bewohner:innen des Schweizer Bergdorfs Brienz in Graubünden ihre Häuser verlassen. Ab Freitagabend darf bis auf Weiteres niemand mehr im Dorf übernachten.

Rund zwei Millionen Kubikmeter Felsmaterial sind in Bewegung und könnten demnächst herabstürzen. Jüngste Messungen zeigten, dass sich die Gesteinsmassen mehr als doppelt so schnell bewegen wie noch vor wenigen Wochen.

Phase Orange

Die Behörden haben daher die Phase Orange und damit die Evakuierung von Brienz verfügt. Sobald ein Abbrechen der Felsmassen noch drei bis zehn Tage bevorsteht, wird der Gemeindeführungsstab die Phase Rot verfügen.

Je nach Gefahrenlage darf die Bevölkerung ab Samtsag tagsüber ins Dorf. Die Evakuierung des Grossviehs werde von der Gemeinde organisiert, wie Pascal Porchet vom Amt für Militär und Zivilschutz Graubünden an der Informationsveranstaltung bekannt gab.

Gefahr seit Jahren bekannt

Die Region ist seit Jahrhunderten in Bewegung. Das Dorf selbst rutscht seit 20 Jahren mit rund einem Meter pro Jahr Richtung Tal. 

Dass der Felsbereich namens "Insel" oberhalb des Dorfes gefährlich ist, war seit Jahren bekannt. Die Einwohner wussten schon lange, dass eine Räumung droht. Dass die Entscheidung jetzt fiel, habe auch mit der Wetterprognose zu tun, sagte Simon Löw, emeritierter Professor für Ingenieurgeologie an der Universität ETH Zürich, im Schweizer Fernsehen. Bis Sonntag seien jeden Tag Niederschläge vorhergesagt, das könne die Rutschgeschwindigkeit noch erhöhen.

Unklar ist, ob Schutt und Geröll das Dorf treffen. Das sei zwar unwahrscheinlich, sagte Löw. "Aber im extremsten Fall (...) kann es einen Bergsturz geben. Das ist etwas, wobei mit einer Geschwindigkeit von 100 bis 200 Kilometern in der Stunde der Hang herab donnert, in 30 Sekunden im Dorf ist und das Dorf zerstört."

Der Klimawandel macht Felsstürze in manchen Gegenden wahrscheinlicher, etwa dort, wo Permafrost auftaut, Schutt und Geröll Halt verlieren oder Wasser in Felsspalten eindringt und der Druck Felsstücke absprengt. In Brienz spielt dies nach Angaben von Löw aber keine Rolle. Es gebe keinen auftauenden Permafrost und es sei kein Zusammenhang zwischen den jährlichen Niederschlägen und der Fließgeschwindigkeit des Geländes festgestellt worden.

Das Dorf Brienz/Brinzauls ist eine Ortschaft der 2015 fusionierten Gemeinde Albula/Alvra in Mittelbünden. Brienz/Brinzauls liegt auf einer Sonnenterrasse an der Verbindungsstrasse von Lenzerheide nach Davos auf einer Höhe von rund 1150 Metern. Es hat knapp 100 Einwohner und in der Saison bis zu 200 Feriengäste.

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