Zeugen beeinflusst? Hausdurchsuchung bei Sarkozys - auch Carla wurde befragt

Sarkozy vor seinem Haus (2014)
Sarkozy vor seinem Haus (2014) Copyright Jacques Brinon/AP
Copyright Jacques Brinon/AP
Von Euronews mit DPA/AFP
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Hintergrund ist die überraschend zurückgezogene Aussage des ursprünglichen Hauptbelastungszeugen in der Libyen-Affäre, Ziad Takieddine. Die französische Justiz ermittelt wegen Zeugenbeeinflussung.

WERBUNG

Der französische Ex-Präsident Nicolas Sarkozy ist am Dienstag erneut von der Polizei verhört worden, anschließend wurde sein Haus in Paris durchsucht. Auch seine Ehefrau Carla Sarkozy-Bruni wurde als Zeugin befragt.

Gegen den früheren konservativen Staatschef und 12 weitere Personen wird wegen der angeblichen Wahlkampffinanzierung 2007 mit lybischen Geldern in Milliardenhöhe ermittelt.

Koffer mit Millionen Euro ins Pariser Innenministerium gebracht

Hintergrund für die jüngste Untersuchung ist die zurückgezogene Aussage des ursprünglichen Hauptbelastungszeugen in der Libyen-Affäre Ziad Takieddine. Die französische Justiz ermittelt wegen Zeugenbeeinflussung.

Takieddine hatte 2016 behauptet, er habe Ende 2006 oder Anfang 2007 mehrere - vom libyschen Regime vorbereitete - Koffer mit Millionen Euro ins Pariser Innenministerium gebracht, das damals von Sarkozy geführt wurde. 

In einem Interview vollzog er später jedoch eine spektakuläre Kehrtwende und erklärte, der ehemalige Staatschef habe "keinen einzigen Cent" für die Präsidentschaftswahlen 2007 vom verstorbenen libyschen Diktator Gaddafi erhalten.

"Anstiftung zur Zeugenbeeinflussung"

Takieddine, der vor seiner Verurteilung in der sogenannten Karachi-Affäre in den Libanon geflohen war, nahm seine Äußerungen zwei Monate später vor den Untersuchungsrichtern zurück.

Die französische Justiz verdächtigt mindestens acht Personen, mit Billigung Sarkozys, dem französisch-libanesischen Mittelsmann Ziad Takieddine Ende 2020 mittels Bezahlung dazu bewogen zu haben, seine Anschuldigungen gegen den Ex-Präsidenten zurückzuziehen. Ermittler nannten eine Gesamtsumme von mindetsens 608.000 Euro.

Die Staatsanwaltschaft erweiterte Anfang März die bis zum Frühjahr 2021 laufenden Ermittlungen um den Tatbestand der "Anstiftung zur Zeugenbeeinflussung".

Je nach Analyse seiner Aussagen und der be- und entlastenden Elemente könnte Sarkozy von der Anklage freigesprochen werden, aber auch eine Vorladung zur Anklageerhebung erhalten.

Seit seinem Ausscheiden aus dem Amt ist Sarkozy bereits zweimal verurteilt worden - unter anderem wegen Bestechung und unerlaubter Einflussnahme. Sarkozy hat jegliches Fehlverhalten zurückgewiesen.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Urteil gegen Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy: 3 Jahre Haft

Wahlkampfgeld von Gaddafi? Ex-Präsident Sarkozy erneut angeklagt

Zwei Tage nach Hafturteil - Fans gehen auf Tuchfühlung mit Sarkozy