Vietnam-Whistleblower Daniel Ellsberg mit 92 Jahren gestorben

Daniel Ellsberg am 23. September 2009 vor dem Plakat "Gefährlichster Mann Amerikas"
Daniel Ellsberg am 23. September 2009 vor dem Plakat "Gefährlichster Mann Amerikas" Copyright Nick Ut/Copyright 2023 The AP. All rights reserved.
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Von Euronews mit dpa
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Noch als Todkranker warnte er in diesem Jahr vor der Gefahr eines Atomkrieges in Zusammenhang mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine und der Taiwankrise. Freitag starb der Whistleblower Daniel Ellsberg in Kalifornien an den Folgen einer Krebserkrankung.

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Der US-Whistleblower Daniel Ellsberg ist im Alter von 92 Jahren an den Folgen von Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Die Diagnose hatte Ellsberg im vergangenen März erhalten. Seine Ärztinnen und Ärzte räumten ihm danach eine verbleibende Lebenserwartung von drei bis sechs Monaten ein.

Ellsberg hatte zu Beginn der 70er Jahre die "Pentagon-Papiere" kopiert und dadurch die geheimgehaltenen Pläne der US-Regierung für den Vietnamkrieg öffentlich gemacht.

Es folgte eine Anklage wegen Spionage. Zeitweise galt Ellsberg der US-Regierung als "gefährlichster Mann Amerikas". 

Er schrieb im vergangenen März auf Twitter, er habe damals damit gerechnet, den Rest seines Lebens im Gefängnis zu verbringen. 

Tatsächlich drohten ihm theoretisch 115 Jahre Haft für die Enthüllungen, doch 1973 folgte die Kehrtwende. Alle Anschuldigungen gegen ihn wurden fallengelassen und Ellsberg wurde mehrfach für seine Aufdeckungen ausgezeichnet. 

Engagement gegen Atomkrieg

Ellsberg hatte auch nach seiner Krebsdiagnose vor der Gefahr eines Atomkrieges um die Ukraine oder Taiwan gewarnt. Außerdem veranstaltete er weiterhin Webinare im Internet und gab Interviews zu dem Thema. Eine Chemotherapie lehnte Ellsberg ab.

Nach Angaben aus seinem Umfeld starb Ellsberg Freitagmorgen im Kreis seiner Familie in Kensington in Kalifornien. Sie veröffentlichte eine Nachricht auf seinem Twitterkonto:

Noch vor Kurzem äußerte er sich gerührt über die Welle von Liebe und Anerkennung, die er in seinem letzten Lebensabschnitt erfahren habe. Scherzhaft soll er gesagt haben: "Wenn ich gewusst hätte, dass das Sterben so sein würde, hätte ich es früher getan."

Seine Familie kündigte an, in den kommenden Monaten über Zoom eine Gedenkveranstaltung für Ellsberg abhalten zu wollen.

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