Revolte gegen rechtsextremen Chef: Sonntagszeitung JDD nach 40 Tagen Streik zurück mit falschem Foto

Das französische Wochenend-Magazin JDD hat jetzt einen rechtsextremen Chef
Das französische Wochenend-Magazin JDD hat jetzt einen rechtsextremen Chef Copyright STEFANO RELLANDINI/AFP
Copyright STEFANO RELLANDINI/AFP
Von Kirsten Ripper mit AFP
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

An diesem Sonntag war die Sonntagszeitung #JDD in Frankreich zurück - nach 40 Tagen Streik der Redaktion gegen den rechtsextremen Chefredakteur Geoffroy Lejeune. Doch offenbar gab es gleich ein Problem mit der Titelseite.

WERBUNG

40 Tage lang haben die Journalisten und Journalistinnen bei der französischen Sonntagszeitung "Journal du Dimanche" (JDD) gegen den neuen rechtsextremen Chefredakteur Geoffroy Lejeune gestreikt. 

Und jetzt gibt es gleich mit der ersten Ausgabe unter seine Leitung ein Problem...

Der Unternehmer Vincent Bolloré, der JDD vor Kurzem übernommen hatte, hatte den 34-jährigen umstrittenen Journalisten Lejeune als Redaktionsleiter berufen - und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Seit Ende Ende Juni war die Sonntagszeitung wegen des Streiks der Beschäftigten nicht mehr erschienen.

Geoffroy Lejeune hatte zuvor das Finanzmagazin "Valeurs actuelle" geleitet, das sich vom Börsenblatt zum rechtsextremen Medium entwickelt hat. Im Präsidentschaftswahlkampf hatte er den rechtsextremen Eric Zemmour unterstützt.

JOEL SAGET/AFP
Der rechtsextreme Journalist Geoffroy Lejeune (34)JOEL SAGET/AFP

Viele Journalistinnen und Journalisten der Sonntagszeitung JDD haben aus Protest gegen Geoffroy Lejeune als Chef gekündigt. Und offenbar wurde die erste Ausgabe nach dem Streik - die eigentlich erst für die kommende Woche erwartet wurde - vom neuen Redaktionsteam erstellt. Die Top-Story behandelt das Problem der Unsicherheit in Frankreich mit einem offenen Brief von betroffenen Familien, die Angehörige durch Gewaltakte verloren haben, an Emmanuel Macron.

Falsches Foto auf der Titelseite der neuen Ausgabe

Doch mit dem Foto der Titelseite gibt es ein Problem. Wie der Internet-Experte Vincent Flibustier erklärt, zeigt das Bild die Angehörigen und Freunde eines anderen jungen Mannes, der zwar ebenfalls Enzo heißt, aber in Westfrankreich von einem Auto überfahren wurde. In dem Artikel von JDD ist vom 16-jährigen Enzo die Rede, der in der nordfranzösischen Normandie durch einen Messerangriff ums Leben kam.

In den sozialen Medien hatte JDD stolz angekündigt: "Sie haben darauf gewartet, hier  ist sie! Die Titelseite an diesem Sonntag, den 6. August."

Der Titel lautet "Wir sind keine Nebensache" - "kein Faits divers". Der offene Brief der Opferfamilien an den Präsidenten.

Im Interview mit dem Radiosender Europe 1 - der ebenfalls zu Lagardère News und Vincent Bolloré gehört - hatte JDD-Chefredakteur Geoffroy Lejeune vor dem Skandal um das Foto erklärt, diese Ausgabe der Sonntagszeitung sei unter "surrealistischen Umständen" zustande gekommen. Mitgemacht haben wegen der vielen fehlenden oder streikenden JDD-Journalistinnen und -Journalisten viele gute Bekannte des neuen Redaktionsleiters.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Brandmauer gegen die AfD? Es hagelt Kritik gegen CDU-Chef Friedrich Merz

Rechtsnationale Le Pen rechtfertigt russischen Kredit von 2014

Moulin Rouge in Paris hat seine Windflügel verloren – "wie der eingestürzte Eiffelturm"