"Banker-Exodus" aus London nach dem Brexit - wie groß ist er wirklich?

Großbritannien und der Brexit
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Von Frank Weinert
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Der große Exodus bleibt aus: Britische Finanzdienstleister verlieren nach dem Brexit nur rund 7.000 Arbeitsplätze

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Der Finanzdistrikt von London: Hier schlägt das Herz der britischen Wirtschaft. Dann kam der Brexit – die Angst machte sich breit. Pessimisten rechneten mit dem Verlust von über einer viertel Million Arbeitsplätzen. Doch diese düsteren Szenarien haben sich nicht bewahrheitet. Die jüngsten Erhebungen gehen von rund 7.000 Abwandernden aus.

Allerdings – so glauben Experten – sind andere europäische Städte in Bereichen wie dem Investmentbanking inzwischen wettbewerbsfähiger als London. David Henig vom  Europäische Zentrum für internationale politische Ökonomie, glaubt: „London wird immer noch als globaler Finanzakteur gesehen – aber nicht unbedingt als einziges europäisches Finanzdienstleistungszentrum, und ich denke, das hat sich durch den Brexit geändert. Jetzt denken die Leute, dass nicht nur London ein europäisches Finanzzentrum ist, sondern auch andere Orte. Es könnte Paris, Amsterdam oder Dublin sein.“

London ist unter Druck: Andere europäische Städte wie Dublin treten ins Rampenlicht – als neue Zentren für das Bankwesen. Was einst aber als Massenexodus von City-Bankern aus London prognostiziert wurde, hat sich in Wirklichkeit als strategische Neuausrichtung der Ressourcen um europäische Bankenzentren herum erwiesen ... um mit London zu konkurrieren.

Peter Lawlor ist der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Börse. Er glaubt, dass europäische Zentren wie Frankfurt London einen Schritt voraus waren. Gleichzeitig sei es zu früh, die langfristigen Auswirkungen des Brexit auf die Finanzdienstleistungen einhzuschätzen:

„Ich glaube nicht, dass die strategischen Überlegungen im Vereinigten Königreich richtig durchgeführt wurden. Frankfurt war sehr interessiert, Paris war sehr interessiert. Sie kennen die Anreize, die in verschiedenen europäischen Städten gesetzt wurden. Aber wo wird das Ganze letztendlich hinführen? Was auch immer ‚letztendlich‘ bedeuten mag – es ist zu früh, um das zu sagen.

Der Wind hat sich gedreht, die Machtverhältnisse haben sich neu geordnet – die Geschichte der Auswirkungen des Brexit auf das Finanzwesen in Europa ist noch lange nicht zu Ende.

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