"Irgendwo müssen sie doch hin": Asylsuchende kehren auf Wohnschiff Bibby Stockholm zurück

Wohnschiff Bibby Stockholm im Hafen von Portland
Wohnschiff Bibby Stockholm im Hafen von Portland Copyright BEN STANSALL/AFP or licensors
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Von Luke Hanrahan
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500 Asylsuchende auf einem Wohnschiff - das ist die neue Abschreckungsstrategie der britischen Regierung. Ob sie aufgeht? Die Anwohner in Portland sind skeptisch. Euronews-Reporter Luke Hanrahan hat sich vor Ort umgehört.

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Und wieder steht die südenglische Stadt Portland, eine der ärmsten Küstengemeinden Großbritanniens, im Rampenlicht - wegen des mehrstöckigen Wohnschiffs Bibby Stockholm.

Gut zwei Monate nach der Feststellung von Legionellenbakterien (und Räumung) lässt die britische Regierung dort wieder Migranten unterbringen. Der Lastkahn wurde als Wohnheim für bis zu 500 Menschen angemietet, bis über deren Asylverfahren entschieden ist.

"Angst vor der Zielgruppe alleinstehende Männer"

In Portland sorgt das Schiff für Kontroverse. Euronews-Reporter Luke Hanrahan hat sich vor Ort umgehört. "Es ergibt für mich keinen Sinn", erklärt ein Anwohner. "Ich glaube, es ergibt für die meisten, die ein Herz für andere Menschen haben, keinen Sinn."

Ein anderer Mann legt den Finger auf den wunden Punkt. "Ich denke, die meisten Leute haben Angst vor der Zielgruppe, die es ist, nämlich alleinstehende Männer - darum geht es wirklich."

Eine Frau ergeift Partei für die Asylsuchenden. "Asylbewerber sollten ordnungsgemäß behandelt werden, und wenn ihr Anspruch berechtigt ist, sollten sie in unsere Gemeinschaften integriert werden. Ich bin nicht damit einverstanden, sie wie Gefangene zu halten, ich finde das unmenschlich."

Rückstau bei der Bearbeitung von Asylanträgen

Mit der umstrittenen Maßnahme will die Regierung von Rishi Sunak sowohl das Platzproblem bei der Unterbringung irregulärer Migranten lösen als auch hohen Unterbrigungskosten in Hotelzimmern senken.

Der Rückstau bei der Bearbeitung von Asylanträgen ist enorm. AKtuell warten 175.000 Menschen auf eine Entscheidung. Derweil liegt die Bibby Stockholm in Portland vor Anker, auch als Abschreckung für diejenigen, die die gefährliche Überfahrt über den Ärmelkanal wagen wollen, meint Euronews-Reporter Luke Hanrahan. Ein Lastkahn auf einem umzäunten Privatgrundstück im Hafen, das sollte zeigen, dass es keinen Luxus im britischen Asylverfahren gibt. 

Dafür gibt es Legionellenbakterien, die an Bord gefunden wurden. Und es gibt auch Bedenken hinsichtlich der Brandsicherheit und wegen rechtsextremer Aktivitäten in der Gegend. Aber die britische Regierung sagt, dass der Kahn jetzt wieder sicher ist und die Kosten für die Unterbringung von Asylbewerbern in Hotels reduzieren wird."

"Irgendwo müssen sie doch hin"

Ob die Abschreckungsstrategie aufgeht? Die Anwohner in Portland sind da skeptisch. "Ich bin mir nicht sicher, ob es den Leuten hier gefällt, wenn der Kahn mit dieser großen Gruppe von Menschen dort ankert", erklärt ein Mann. 

Und ein anderer fügt hinzu: "Es kommen viele Leute, bei denen geprüft werden muss, ob sie Wirtschaftsmigranten oder Flüchtlinge sind. Es gibt einen Rückstau und die Leute müssen irgendwo hin. Ich weiß nicht, ob das der richtige Ort ist, aber irgendwo müssen sie doch hin."

Vor dem britischen High Court läuft eine zweite Klage, um die Entscheidung der Regierung anzufechten. Das britische Innenministerium ist jedoch zuversichtlich, dass Asylbewerber auf dem Wohnschiff sicher untergebracht werden.

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