"Kurzes Zeitfenster" für Diplomatie: Eskaliert der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah?

Hunderte nahmen an der Beerdigung von Hamas-Anführer Saleh al-Arouri teil, der am Mittwoch in Beirut getötet wurde.
Hunderte nahmen an der Beerdigung von Hamas-Anführer Saleh al-Arouri teil, der am Mittwoch in Beirut getötet wurde. Copyright Hussein Malla/AP
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Von Euronews
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Während Hunderte an der Beerdigung des Hamas-Anführers Saleh al-Arouri in Beirut teilnehmen, wird der Ton zwischen Israel und der Hisbollah immer rauer. Laut dem israelischen Verteidigungsminister bleibt ein "kurzes Zeitfenster" für Diplomatie.

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Hunderte sind durch die Straßen von Beirut marschiert, um an der Beerdigung des Hamas-Anführers Saleh al-Arouri teilzunehmen, der am Mittwoch bei einem Drohnenangriff in der libanesischen Hauptstadt getötet wurde.

Sowohl die Hamas als auch die libanesische Hisbollah machten umgehend Israel für den Anschlag verantwortlich, doch bisher hat sich noch niemand zu dem Attentat bekannt.

Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah

Das israelische Militär hat am Donnerstag Filmmaterial veröffentlicht, das angeblich Militärschläge gegen die Hisbollah und eine "Anti-Panzer-Raketen-Terrorzelle" in der Gegend von Maroun El Ras im Südlibanon zeigt.

Das Militär erklärte außerdem, dass am Donnerstag eine Reihe von Raketenstarts aus dem Libanon in Richtung israelisches Hoheitsgebiet festgestellt wurden. Auch dadurch wachsen die Befürchtungen vor einer Ausweitung des regionalen Konflikts.

Die Hisbollah gab bekannt, dass ihre Kämpfer elf Angriffe auf israelische Stellungen entlang der Grenze verübt haben, darunter vier Angriffe mit Burkan-Raketen mit schwerem Sprengkopf, die die Gruppe während des derzeitigen Konflikts nur selten benutzt hat.

"Kleines Zeitfenster" für Diplomatie mit der Hisbollah

Eine deutliche Eskalation zwischen den beiden Konfliktparteien bleibt bisher dennoch aus. Es gebe ein "kleines Zeitfenster" für Diplomatie mit der Hisbollah, sagte der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant bei einem Treffen mit Amos Hochstein, ein wichtiger Berater des US-Präsidenten Joe Biden.

Israel wolle "eine neue Realität in der nördlichen Region" schaffen, "die die sichere Rückkehr unserer Bürger ermöglichen wird", so Gallant. Im Norden liegt Israels Grenze zum Libanon.

Dieses Ziel wolle man lieber durch eine politische Lösung erreichen, schrieb Gallant auf der Plattform X, das Zeitfenster dafür sei jedoch kurz.

Aus Israel werden die Drohungen mit härteren militärischen Maßnahmen lauter, sollte die Hisbollah ihre Kämpfer nicht aus der Grenzregion abziehen.

Israel strebt "klaren Sieg" über Hamas an

Der Schwerpunkt des Krieges liegt weiterhin auf dem Gazastreifen, wo Israel laut Gallant einen "klaren Sieg" über die Hamas anstrebt, die das Gebiet seit 2007 beherrscht.

Das israelische Militär veröffentlichte am Donnerstag Videos von mutmaßlichen Angriffen auf Hamas-Ziele im Gaza-Streifen.

Der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS) meldete am Donnerstag, "intensiven und anhaltenden Beschuss" nahe seinem Hauptquartier in der südlichen Gaza-Stadt Chan Yunis und des nahe gelegenen Al-Amal-Krankenhauses.

Mindestens sieben Geflüchtete wurden Berichten zufolge verletzt. Auf der Plattform X forderte der PRCS sofortigen Schutz für das Al-Amal-Krankenhaus.

Bei einem israelischen Angriff auf ein Wohngebäude im Süden des Gazastreifens kamen am Donnerstag nach Angaben eines palästinensischen Krankenhauses zwölf Menschen ums Leben, fast alle davon Kinder. Das Gebiet, in dem sich das Haus befand, war vom israelischen Militär im Vorhinein als sichere Zone deklariert worden.

Katastrophale gesundheitliche Versorgung im Gazastreifen

Einundzwanzig der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen sind nicht mehr funktionsfähig, während dreizehn nur noch teilweise und zwei weitere nur noch minimal funktionsfähig sind, so lautet die jüngste Bewertung der Weltgesundheitsorganisation.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums der von der Hamas regierten Küstenenklave gibt es in Gaza mehr als 57.000 Verletzte.

Laut den Vereinten Nationen ist ein Viertel der Bevölkerung des Gazastreifens vom Hungertod bedroht, da israelische Restriktionen und schwere Kämpfe die Lieferung von Hilfsgütern behindern.

Die israelischen Luft-, Boden- und Seeangriffe auf den Gazastreifen haben mittlerweile mehr als 22.300 Menschen getötet, zwei Drittel von ihnen waren laut des Gesundheitsministeriums Frauen und Kinder.

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