Mehr Rechte für Kinder – kommt die gleichgeschlechtliche Ehe in Griechenland?

Demonstranten nehmen an einer Kundgebung gegen die gleichgeschlechtliche Ehe auf dem Syntagma-Platz in Athen.teil
Demonstranten nehmen an einer Kundgebung gegen die gleichgeschlechtliche Ehe auf dem Syntagma-Platz in Athen.teil Copyright Yorgos Karahalis/Copyright 2023 The AP. All rights reserved
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Von Euronews
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In Griechenland wird derzeit ein Gesetzentwurf im Parlament diskutiert, der es homosexuellen Paaren erlauben soll zu heiraten. Das neue Gesetz würde das Leben vieler Griechen und Griechinnen verändern.

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Angelos Michaelides ist alleinerziehender Vater und homosexuell. In den USA hatte er mit einer Leihmutter zwei Töchter bekommen. Heute lebt der 53-jährige Arzt in Athen. Das neue Gesetz würde das Leben von Angelos Familie verändern.

Mit dem heutigen Stand kann ein Kind nach griechischem Recht einen unbekannten Vater haben, jedoch nicht eine unbekannte Mutter. Das macht es für Angelos nicht leicht.

Keine Privatschule mehr erforderlich

"Sobald das Gesetz verabschiedet ist, werde ich meine Kinder auf dem Standesamt anmelden", sagt der 53-Jährige. "So werden sie für den Staat sichtbar sein. Sie werden eine Sozialversicherungsnummer und kostenlose medizinische Versorgung erhalten, wie alle Kinder. Ich kann mich etwas entspannen und muss nicht mehr von morgens bis abends arbeiten, um ihre Privatschule bezahlen zu können. Meine Töchter werden eine öffentliche Schule besuchen können."

Der Staat verschweigt einen Elternteil

Lina Papadopoulou, Professorin für Verfassungsrecht an der Aristoteles-Universität Thessaloniki hat den Gesetzentwurf erarbeitet. Ihr zufolge gibt in Griechenland zahlreiche Kinder, die mit zwei Vätern oder zwei Müttern aufwachsen.

"Wenn diese Kinder zu Hause sind, wenn sie spazieren gehen, Basketball spielen, ins Krankenhaus müssen, dann haben sie ihre beiden Mütter an ihrer Seite. Doch dann kommt der Staat und nimmt ihnen eine Mutter weg, entzieht sie ihnen, streicht sie aus ihren Unterlagen und sagt ihnen, dass sie keine zweite Mutter hätten", beschreibt Papadopoulou die heutige Lage in Griechenland. Es sei das Wichtigste, dass "die Kinder von jetzt an nicht mehr vom Staat ihrer zweiten Mutter beraubt werden".

Gleiche Rechte für alle Kinder

Die LGBTQI+-Gemeinschaft Griechenland begrüßt das neue Gesetz, auf das sie seit vielen Jahren gewartet haben. Denn die Kinder gleichgeschlechtlicher Paare, die bis heute für den Staat fast unsichtbar gewesen sind, sollen jetzt dieselben Rechte bekommen, wie andere Kinder.

Die griechische Regierung ist ebenfalls der Meinung, dass das Gesetz eine langjährige Ungerechtigkeit korrigieren würde. Mit der Verabschiedung des Gesetzes wird Griechenland das 16. Land in der Europäischen Union, das gleichgeschlechtlichen Paaren die zivile Eheschließung ermöglicht.

Die rechtsextremen Parteien sowie die orthodoxe Kirche lehnen den Gesetzentwurf jedoch entschieden ab.

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