Antidumpingpolitik: Wie die EU gegen unfaire Handelspraktiken vorgeht

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Von Andrea Bolitho
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Handelsschutzinstrumente wie Antidumping- oder Antisubventionsmaßnahmen zielen darauf ab, europäische Unternehmen vor künstlich verbilligten Warenimporten in den Binnenmarkt zu schützen.

Diese Folge von Business Planet kommt aus der italienischen Region Emilia Romagna, dem Herzen der Keramikindustrie des Landes mit einem Umsatz von rund 8 Milliarden Euro. Aber was passiert, wenn diese Branche von Billigimporten überschwemmt wird?

Der Keramiksektor beschäftigt rund 20.000 Menschen, aber diese Arbeitsplätze und die Produktion selbst sind durch billige Fliesen aus Indien bedroht, wo oft andere Arbeits- und Umweltstandards gelten.

"In nur wenigen Jahren haben sie in Europa einen Marktanteil von 7 Prozent erreicht und sind allein im vergangenen Jahr um mehr als 60 Prozent gewachsen", erklärt der Geschäftsführer der Italcer Group Graziano Verdi.

Der Geschäftsführer der Italcer Group Graziano Verdi
Der Geschäftsführer der Italcer Group Graziano Verdieuronews

Der Keramiksektor war schon einmal bedroht – von China, so Verdi: "In Bezug auf China traf Europa im richtigen Moment die richtige Entscheidung, mit der richtigen Besteuerung und auch sehr schnell. Heute macht China nicht einmal 1 Prozent des europäischen Marktes aus."

Anders sieht es in der Geschirrindustrie aus, die von chinesischen Billigprodukten überrollt wird, bedauert Verdi: "Es gibt nur noch wenige Unternehmen in Italien und in Europa, die Geschirr herstellen, die meisten sind pleite gegangen."

Die Antidumpingpolitik der EU

Handelsschutzinstrumente wie Antidumping- oder Antisubventionsmaßnahmen zielen darauf ab, europäische Unternehmen vor künstlich verbilligten Warenimporten in den Binnenmarkt zu schützen - Preise, die niedriger sind als die Verkaufspreise im Inland oder sogar unter den Produktionskosten liegen.

2023 wurde die Verordnung über ausländische Subventionen eingeführt, um zu verhindern, dass Überseeländer Millionen Euro schwere Ausschreibungen gewinnen, dank der Unterstützung durch staatliche Beihilfen.

Inès Van Lierde von der Industrieallianz AEGIS Europe
Inès Van Lierde von der Industrieallianz AEGIS Europeeuronews

Inès Van Lierde von der Industrieallianz AEGIS Europe erklärt die Spielregeln der sogenannten Länder ohne Marktwirtschaft: "Wenn der Staat sich wie ein Bankier ohne Grenzen aufführt, und dabei die Regeln des Bankwesens nicht beachtet. Wenn man unendlich viel Geld investiert, dann kann man natürlich unendlich viele Kapazitäten aufbauen. Dann sind die Regeln verschoben. Wir konkurrieren nicht auf Augenhöhe."

Beispiel Elektro-Fahrräder

Antidumpingzölle zum Schutz der europäischen Elektrofahrradindustrie wurden endgültig 2019 eingeführt – danach gingen die Importe aus China um mehr als 80 Prozent zurück.

Niederlanden ist eine der Fahrradnationen der Welt. Nijland, ein Familienunternehmen in dritter Generation in Heeten, stellt Lasten- und Care-Fahrräder her.

Der Großvater gründete das Unternehmen vor über 30 Jahren. Man legt Wert auf lokal hergestellte Produkte. Direktor Koen Nijland:

"Fahrräder müssen wirklich sicher sein, sie müssen einen hohen Qualitätsstandard haben. Wir machen alles selbst - Design, Konstruktion, Lackierung, Radmontage, Endmontage und Qualitätskontrolle."

Direktor Koen Nijland
Direktor Koen Nijlandeuronews

Das Spin-off-Unternehmen Cargo Cycling stellt Lieferräder her, wie sie jetzt in Antwerpen unterwegs sind. Auch hier stehen Sicherheit und Qualität an erster Stelle:

"Diese Fahrräder sind denkbar harten Belastungen ausgesetzt", so der kaufmännische Direktor Jeroen Beumer. "Um sicherzustellen, dass sie das aushalten und sicher sind, führen wir viele Tests durch. Man braucht gute Produkte und hohe Qualität, also wird der Schutz im Sinne der Festlegung von Normen und Standards sehr wichtig für die Zukunft unserer Industrie sein. Die Arbeitsplätze, das ist der nächste Punkt, wenn wir diese Produkte hier im eigenen Land herstellen können, dann ist das sehr gut, um vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen."

Der kaufmännische Direktor von Cargo Cycling Jeroen Beumer
Der kaufmännische Direktor von Cargo Cycling Jeroen Beumereuronews

Ob es sich um Fahrräder, Keramik oder andere europäische Unternehmen handelt, die Industrie hat eines begriffen: Um zu überleben und zu florieren, muss man auf Augenhöhe konkurrieren können.

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