Was es mit dem Koh-i-Noor-Diamanten auf sich hat, auf den Camilla verzichtet hat

König Charles III. und Camilla besuchten im Februar die Brick Lane im Osten von London.
König Charles III. und Camilla besuchten im Februar die Brick Lane im Osten von London. Copyright Eddie Mulholland/AP
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Von Saskia O'Donoghue
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Bei der Krönung bricht Camilla mit der Tradition, indem sie sich keine neue Krone anfertigen lässt. Bei der alten Krone verzichtet sie jedoch aus diplomatischen Gründen auf einen besonderen Diamanten.

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Für die anstehende Krönung in der Westminster Abbey bricht Königsgemahlin Camilla mit einer Tradition: Sie hat keine neue Krone anfertigen lassen. Stattdessen wird sie eine Krone erhalten, mit der Königin Mary 1911 gekrönt wurde.

Jedoch mit einer wesentlichen Veränderung: Der umstrittente Koh-i-Noor-Diamant, der 1911 in der Mitte der Krone prangte, wird fehlen. Die Krone wird auch nicht die Replik des berühmten Stein enthalten, der 1937 das Original ersetzte, das wiederum in die Krone der Mutter von Königin Elizabeth gewandert war.

Camillas Krone wird stattdessen mit Steinen aus der persönlichen Schmucksammlung der verstorbenen Königin Elisabeth II. besetzt sein. Sie wird die erste Königsgemahlin seit dem 18. Jahrhundert , die bei einer Krönung eine Krone wiederverwendet, anstatt eine neue in Auftrag zu geben.

Mit der Ablehnung des Steins hat Camilla nicht nur ein Zeichen für Nachhaltigkeit gesetzt, sondern auch einen möglichen diplomatischen Streit mit Indien über die Symbolkraft des Diamanten vermieden.

Der Koh-i-Noor-Diamant ist seit fast 175 Jahren ein fester Bestandteil der britischen Kronjuwelen. Dabei ist er seit langem mit strittigen Eigentumsansprüchen behaftet und wird von vielen als Beute aus der oft umstrittenen Kolonialvergangenheit Großbritanniens angesehen.

ALASTAIR GRANT/AP1952
Der Koh-i-Noor sitzt in der Mitte des Kreuzes auf der Krone.ALASTAIR GRANT/AP1952

Der in der indischen Kollur-Mine gefundene Diamant wurde bereits im 14. Jahrhundert in einem Tagebucheintrag von Alauddin Khalji, einem Kaiser, der über das Sultanat Delhi herrschte, erwähnt.

Der Koh-i-Noor ist mit einem Gewicht von 21,12 Gramm einer der größten Diamanten der Welt. Er befand sich im Besitz mehrerer indischer Kaiser, wurde jedoch im Zuge der Eroberung Indiens vom britischen Empire erbeutet. Er wurde 1849 an Königin Victoria übergeben und ist seither ein wichtiger Bestandteil der britischen Kronjuwelen.

Nach dem Tod von Königin Elisabeth II. im vergangenen September äußerte die indische Regierung Bedenken gegen die Verwendung des Diamanten in der britischen Monarchie, da einige Inder:innen ihn mit einer repressiven Herrschaft assoziieren würden. Sie forderte Camilla auf, den Koh-i-Noor bei der Krönung nicht zu verwenden.

Während Indien zwar nach wie vor ein wichtiger Teil des britischen Commonwealth ist, bereitet die Staatsverbindung König Charles III. dennoch Probleme. Im Jahr 2021 hat Barbados die Königin als Staatsoberhaupt abgesetzt und ist aus dem Commonwealth ausgetreten. Es wird vermutet, dass andere karibische Staaten dies ebenfalls in Erwägung ziehen.

Offiziell wurde angegeben, dass Camilla aus Gründen der Effizienz und Nachhaltigkeit mit der Tradition breche, eine neue Krone herstellen zu lassen.

Wie der Buckingham Palast mitteilt, wurde die Krone von Königin Mary aus der Ausstellung im Tower of London, dem Sitz der Kronjuwelen, entfernt und mit Diamanten aus der persönlichen Sammlung von Königin Elizabeth neu besetzt, darunter die Cullinan-Diamanten III, IV und V. Laut Palast wird die Krone den "individuellen Stil" der Königsgemahlin Camilla widerspiegeln.

Außerdem wurden durch den Kronjuwelier vier der acht abnehmbaren Bögen der Krone entfernt, um ihr "einen anderen Eindruck" zu verleihen.

Obwohl davon ausgegangen wird, dass Königin Elisabeth den Diamanten während ihrer 70-jährigen Regierungszeit nie getragen hat, gab es seit der indischen Unabhängigkeit 1947 immer wieder Forderungen nach einer Rückgabe des Edelsteins an Indien. 2016 erklärte der ehemalige Generalstaatsanwalt des Landes Ranjit Kumar, dass er das Eigentum Großbritanniens an dem Diamanten für rechtmäßig halte. Diese Aussage stieß bei führenden indischen Politiker:innen auf Kritik.

Die Zukunft des Koh-i-Noor steht also nach wie vor noch zur Diskussion.

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