Brüssel will strengere Standards für Abwasserbehandlung

Höhere Standards für Kläranlagen soll die Abwasser-Qualität in der EU verbessern
Höhere Standards für Kläranlagen soll die Abwasser-Qualität in der EU verbessern Copyright Michael Macor/San Francisco Chronicle
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Von Stefan Grobe
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In der Europäischen Union wird die Behandlung von Abwasser durch eine Richtlinie aus dem Jahr 1991 geregelt - doch die ist dringend erneuerungsbedürftig und soll den EU-Umweltzielen angepasst werden.

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Alles beginnt in unseren Toiletten.... und endet hier, in einer Kläranlage, in der alle Flüssigkeiten, die wir hinunterspülen, gereinigt werden, bevor sie wieder zurück zur Natur fließen.

Ort des Geschehens: die  Aquiris-Klärwasseranlage im Norden Brüssels, die größte in Belgien und eine der wichtigsten in Europa.

Die gesammelten Abwässer durchlaufen eine Reihe von aufeinander folgenden Behandlungen, bei denen Sand und Öle, Partikel und organische Verunreinigungen herausgefiltert werden.

"In der Kläranlage von Aquiris können wir bis zu 16,4 Kubikmeter pro Sekunde oder 16.400 Liter Wasser pro Sekunde aufbereiten. Und hier werden wir im Durchschnitt 300 Millionen Liter Wasser pro Tag aufbereiten", erklärt Jean-François Mougel, Betriebsleiter der Anlage.

In der Europäischen Union wird die Behandlung von Abwasser durch eine Richtlinie aus dem Jahr 1991 geregelt - seither hat aber die Verschmutzung zugenommen und die Technologie wurde verbessert.

Um die Vorschriften besser mit den klimapolitischen Zielen der EU in Einklang zu bringen, schlug die Europäische Kommission 2022 eine neue Richtlinie vor, die nun vom Umweltausschuss geprüft wird.

Im Allgemeinen sieht die neue Richtlinie strengere Standards und Verpflichtungen vor, die die Städte und Gemeinden in der EU erfüllen müssen - in der Vergangenheit hatten indes einige Länder und Regionen bereits Schwierigkeiten, die alten Standards einzuhalten.

Aber die neuen Investitionen sind gut angelegtes Geld, wie der Berichterstatter meint.

"Die Kosten werden so oder so anfallen. Wenn Sie nichts tun, werden Sie medizinische Kosten haben, Sie werden Gesundheitskosten haben, Sie werden einen vorzeitigen Tod haben. Die Kosten werden also auf unterschiedliche Weise anfallen. Sie müssen sich also entscheiden: Wollen Sie es auf die gute oder auf die schlechte Art tun", so der finnische liberale Abgeordnete Nils Torvalds.

Für die Wasserwirtschaft ist die Richtlinie auf dem richtigen Weg, da der Text versucht, den Sektor zu einer anderen Mentalität zu bewegen: Die Abwasserbehandlung soll zu einer Ressourcendrehscheibe werden, die Energie wie Biogas erzeugen oder Stickstoff und Phosphor für die Landwirtschaft zurückgewinnen kann.

Doch all dies hat seinen Preis: Wer die Umwelt stärker verschmutzt, muss auch dafür bezahlen.

"Die öffentlichen Haushalte werden belastet werden. Aber wir müssen auch die Umsetzung der erweiterten Herstellerverantwortung für die Industrien sehen, die wissenschaftlich gesehen das Abwasser verschmutzen, und sie müssen dazu beitragen", sagt Tania Pentcheva, Xylem Water Solutions Belgium.

Die Menschen verwenden heute mehr Kosmetika und Medikamente als noch vor drei Jahrzehnten - folglich befinden sich auch mehr chemische Rückstände in unserem Abwasser.

Wenn die Herausforderung, dieses Wasser zu reinigen, nicht angenommen wird, wird dies die Verschmutzung unserer Flüsse und Meere verstärken.

Der Umweltausschuss hat nun bis zum Herbst Zeit, Text der neuen Richtline zu prüfen. Das Parlament soll dann im Oktober abstimmen.

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