Untersuchung: Erdgas-Importe aus Russland in die EU 40% höher als vor Kriegsbeginn

Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine wird im Wesentlichen durch den internationalen Verkauf russischer fossiler Brennstoffe gestützt.
Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine wird im Wesentlichen durch den internationalen Verkauf russischer fossiler Brennstoffe gestützt. Copyright Konstantin Zavrazhin/Sputnik
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Von Jorge Liboreiro
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Eigentlich hatte sich die Europäische Union dazu bekannt, die Gasimporte aus Russland wegen des Einmarsches in die Ukraine drastisch zu reduzieren. Daten zeigen jedoch, dass die Käufe von russischem Flüssigerdgas (LNG) in der EU stark angestiegen sind.

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Nach neuen Erkenntnissen der Umweltorganisation Global Witness kauften EU-Mitgliedsstaaten zwischen Januar und Juli dieses Jahres 21,6 Millionen Kubikmeter russisches LNG. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2022 sind die Gasimporte leicht angestiegen. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres wurden 21,3 Millionen Kubimeter Flüssigerdgas aus Russland eingekauft.

Vergleicht man den diesjährigen Wert jedoch mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021, also vor Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine, ist ein deutlicher Unterschied erkennbar. Die LNG-Importe aus Russland in die EU sind in dieser Zeitspanne um 39,5% angestiegen - ein beschämender Wert für die EU, die die Invasion nachdrücklich als illegalen, brutalen und rücksichtslosen Angriff auf die Unabhängigkeit der Ukraine verurteilte.

Drei EU-Staaten unter den fünf größten Abnehmern

Erschwerend kommt hinzu, dass sich unter den fünf größten Abnehmern von russischem Flüssiggas in den ersten sieben Monaten dieses Jahres drei EU-Mitgliedstaaten befinden: China liegt mit 8,7 Millionen Kubikmetern an der Spitze, gefolgt von Spanien (7,5 Millionen Kubikmeter), Belgien (7,1 Millionen Kubikmeter), Japan (7 Millionen Kubikmeter) und Frankreich (4,5 Millionen Kubikmeter).

Die Küstenländer Spanien, Belgien und Frankreich sind zu beliebten Zielen für die Flüssigerdgas-Tanker geworden, die ihre Lieferungen an speziellen Terminals entladen müssen. Dort wird die abgekühlte Flüssigkeit wieder in Gas umgewandelt und an Kraftwerke weitergeleitet.

Auch die Niederlande, Griechenland, Portugal, Finnland, Italien und Schweden werden von Global Witness als Abnehmer von russischem LNG genannt. Die Umweltorganisation beruft sich auf Verschiffungsdaten des Analyseunternehmens Kpler.

Die EU zahlte für Flüssigerdgas mehrere Milliarden an Russland

Insgesamt haben EU-Mitgliedsstaaten zwischen Januar und Juli schätzungsweise 52% aller russischen LNG-Exporte gekauft. 2022 lag der Anteil bei 49%, 2021 bei vergleichsweise geringen 39%.

Dafür zahlte die EU laut Global Witness 5,29 Milliarden Euro an Russland - eine enorme Geldsumme, die die Kriegskassen des Kremls füllt.

Seit Kriegsbeginn hat die EU den Import von Kohle und Öl aus Russland verboten. Die Einfuhr von russischem Gas blieb allerdings erlaubt. Während die Gasströme durch die Pipelines aus Moskau deutlich reduziert wurden, scheinen russische LNG-Tanker in den Häfen der EU herzlich willkommen zu sein.

"Der Kauf von russischem Gas hat die gleichen Auswirkungen wie der Kauf von russischem Öl. Beide finanzieren den Krieg in der Ukraine, und jeder Euro bedeutet mehr Blutvergießen. Während die europäischen Länder den Krieg anprangern, stecken sie Geld in Putins Taschen", so Jonathan Noronha-Gant, ein führender Aktivist gegen fossile Brennstoffe bei Global Witness, in einer Erklärung.

Die Daten von Eurostat stützen die Untersuchung von Global Witness. Im ersten Quartal 2023 war Russland der zweitgrößte LNG-Lieferant der EU. Nur aus den USA bezog man mehr Flüssigerdgas. Auf Russland folgen Katar, Algerien, Norwegen und Nigeria.

Eine Analyse der Marktdaten des Brüsseler Thinktanks Bruegel zeigt, dass sich trotz der zahlreichen Sanktionen gegen den Kreml keine nennenswerten Schwankungen bei Russlands LNG-Exporten beobachten lassen. Im März 2022, dem ersten Monat nach der Invasion, kauften EU-Mitgliedsstaaten 1,99 Millionen Kubikmeter russisches Flüssigerdgas. Im Juli 2023 waren es 1,59 Millionen Kubikmeter.

Die Europäische Kommission antwortete nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme.

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