Physik-Nobelpreis geht an Teilchenforscher Agostini, Krausz und L'Huillier

Ihre Experimente haben der Menschheit neue "Werkzeuge" zur Erforschung der Welt der Elektronen in Atomen und Molekülen gegeben.
Ihre Experimente haben der Menschheit neue "Werkzeuge" zur Erforschung der Welt der Elektronen in Atomen und Molekülen gegeben. Copyright Angela Weiss/AFP or licensors
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Von Euronews
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Seit heute kennt die Welt einen neuen Begriff: Attosekunde - der winzige Teil einer Sekunde, der es Forschern ermöglicht, die Welt der Elektronen zu studieren.

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Seit heute kennt die Welt einen neuen Begriff: Attosekunde - der winzige Teil einer Sekunde, der es Forschern ermöglicht, die Welt der Elektronen zu studieren.

Für ihre Verdienste um dieses Instrument erhalten drei Wissenschaftler den Nobelpreis für Physik: der in Bayern forschende Österreicher Ferenc Krausz, der Franzose Pierre Agostini und die Franco-Schwedin Anne L'Huillier. Ihre Experimente haben der Menschheit neue "Werkzeuge" zur Erforschung der Welt der Elektronen in Atomen und Molekülen gegeben.  

Nobelpreis Ferenc Krausz forscht in Bayern

Ferenc Krausz forscht als Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik (MPQ) in Garching bei München sowie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Anne L’Huillier arbeitet an der Universität Lund in Schweden und Pierre Agostini an der Ohio State University in den USA.

"Wieder ein Physik Nobelpreis in Bayern!", so die Reaktion des Ministerpräsidenten des Freistaats, Markus Söder. 

Die Forscher wurden dafür ausgezeichnet, dass sie "extrem kurze Lichtimpulse erzeugt haben, die zur Messung der schnellen Prozesse, bei denen sich Elektronen bewegen oder ihre Energie ändern, verwendet werden können", so die Jury.

Die drei Forschenden hätten einen Weg aufgezeigt, extrem kurze Lichtpulse zu erzeugen, mit denen sich die schnellen Prozesse messen lassen, in denen sich Elektronen bewegen oder Energie ändern, hieß es vom Nobelkomitee. Die Beiträge der Preisträger haben die Untersuchung von Prozessen ermöglicht, die so schnell ablaufen, dass sie zuvor nicht verfolgt werden konnten.

Berühmter Anruf kam mitten in der Unterrrichtsstunde

Physik-Nobelpreisträgerin Anne L'Huillier hat während einer Lehrveranstaltung plötzlich den berühmten Anruf aus Stockholm erhalten. "Ich habe unterrichtet", sagte die französische Atomphysikerin. Die Französin ist Professorin für Atomphysik an der Universität im südschwedischen Lund. 

Sie habe den Anruf erst beim dritten oder vierten Versuch in einer Pause annehmen können. Die letzte halbe Stunde ihrer Vorlesung sei danach "etwas schwierig" gewesen, sagte sie, als sie telefonisch zur Preisbekanntgabe in Stockholm zugeschaltet wurde. Ihr fehlten nun die Worte, weil sie sehr gerührt sei. "Es ist einfach fantastisch."

Der Nobelpreis bedeute ihr eine Menge, sagte L'Huillier. "Das ist der prestigeträchtigste Preis und ich bin so froh darüber. Es ist unglaublich. Nicht so viele Frauen erhalten diesen Preis. Es ist etwas ganz, ganz Besonderes." 

Geschwindigkeit in Attosekunden

Pierre Agostini von der Ohio State University gelang es, eine Reihe von aufeinanderfolgenden Lichtimpulsen zu erzeugen und zu untersuchen, bei denen jeder Impuls nur 250 Attosekunden dauerte. Zur gleichen Zeit arbeitete sein Mitpreisträger Ferenc Krausz vom Max-Planck-Institut Garching an einer anderen Art von Experiment, das es ermöglichte, einen einzigen Lichtpuls mit einer Dauer von 650 Attosekunden zu isolieren.

Schnelllebige Ereignisse gehen in der Wahrnehmung des Menschen ineinander über - so wie ein Film, der aus Standbildern besteht, als kontinuierliche Bewegung wahrgenommen wird, hieß es zur Erklärung. "Wenn wir wirklich kurze Ereignisse untersuchen wollen, brauchen wir eine spezielle Technologie." In der Welt der Elektronen fänden Veränderungen in wenigen Zehntel Attosekunden statt, so das Komitee. "Eine Attosekunde ist so kurz, dass es in einer Sekunde so viele davon gibt, wie es Sekunden seit der Entstehung des Universums gibt."

Die Experimente der Preisträger hätten Lichtpulse erzeugt, die so kurz sind, dass sie in Attosekunden gemessen werden. Damit hätten sie gezeigt, dass diese Pulse genutzt werden können, um Bilder von Vorgängen in Atomen und Molekülen zu liefern.

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