Trump im Test: "I know words, I have the best words!"

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Von Andrea Büring
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Trump tut gern sprechen. Sprachforscher und Übersetzer schauen dem 45. US-Präsidenten auf den Mund.

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Es wurde viel geschrieben über Donald Trumps Sprache. Einfache Worte, klare Botschaften. “Make America great again!” ist das bekannteste Beispiel. Bei vielen Wählern kommt das gut an.

Trump im Test
Nun hat ein Forscherteam der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh die Sprachen von fünf US-Präsidentschaftskandidaten analysiert.
Das überraschende Ergebnis: Die Lesbarkeit ihrer Reden reicht von Grundschul- bis Abiturniveau.
Das wenig überraschende Ergebnis: Trump schneidet im Vergleich bei Sprache und Grammatik meist am schlechtesten ab. „I know words, I have the best words! – Ich kenne Worte, ich habe die besten Worte“, sagte er im Wahlkampf 2016.

“I have a winning temperament, I know how to win”
Die Forscher schauten neben dem amtierenden US-Präsidenten auch Ted Cruz, Hillary Clinton, Marco Rubio und Bernie Sanders auf den Mund. Dabei untersuchten sie die Wortwahl während des Wahlkampfes. Die von Trump sei eher einfach. Als Beispiel nehmen Maxine Eskenazi und Elliot Schumacher das Wort “gewinnen”, das besonders häufig von etwa achtjährigen Schülern benutzt wird, während ungefähr 13-Jährige eher das abstrakte Wort “erfolgreich” verwenden.

Auch im logischen Aufbau gibt es Unterschiede. Während Siebenjährige oft in unzusammenhängenden Sätzen sprechen, verfolgen 13-Jährige eher einen logischen Gedankenfluss. In Trumps Reden wird deutlich, dass er oft von einem Thema zum nächsten springt, oft ohne erkennbaren Zusammenhang.

Für die Studie verglichen die Forscher auch das Grammatikniveau und zogen hierfür auch frühere Präsidenten heran: Abraham Lincoln, Ronald Reagan, Bill Clinton, George W. Bush, Barack Obama. Laut Studie gibt es nur einen Redner, der grammatikalisch schlechter abschneidet als Trump: George W. Bush.

Als vorbildlich wird hingegen Abraham Lincolns “Gettysburg Address” :https://www.abrahamlincolnonline.org/lincoln/speeches/gettysburg.htm bewertet, eine der berühmtesten Reden des 16. US-Präsidenten. Er hielt sie 1863 anlässlich der Einweihung des Soldatenfriedhofs auf dem gleichnamigen Schlachtfeld. Die Rede gilt allgemein als rhetorisches Meisterwerk und ist Teil des historisch-kulturellen Erbes der USA.

Teil der Untersuchung sind auch die Abweichungen im Wortschatz. Laut Forscherteam benutzt die unterlegene Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton von Rede zu Rede ein höchst unterschiedliches Vokabular. Der Washington Post-Journalist Justin Wm. Moyer sieht darin eine mögliche Begründung, warum Wähler Clinton als Chamäleon und als wenig authentisch wahrnehmen.

“Trump wirkt sehr authentisch,” meint die Linguistin Elisabeth Wehling von der Universität Berkley im Interview mit der Welt. Er sei eine “für das Bauchgefühl sehr gut wahrnehmbare Person. Da hat man das Gefühl, der macht, was er sagt.“

Dilemma für Dolmetscher
Soll der Politiker Trump Satz für Satz oder eher sinngemäß übersetzt werden? Diese Frage stellt sich Dolmetschern, wie auch euronews-Journalisten in der Live-Kabine – meist unter großem Zeitdruck.

Die französische Übersetzerin Bérengère Viennot spricht im Interview mit der Los Angeles Review of Books von ihren Schwierigkeiten mit Trumps Sprache: wegen seiner gebrochenen Syntax, seinem oft limitierten Wortschatz und seiner Satzwiederholungen.
Wenn er spreche, scheine er die meiste Zeit nicht zu wissen, wohin der Satz führen solle, erklärt Viennot. Es gebe verschiedene Themenfelder, aus denen er sich ohne logische Verknüpfung bediene.
Sie stehe deshalb vor einem Dilemma: Soll sie Trump Satz für Satz oder lieber inhaltlich übersetzen und sogar an seiner Wortwahl schleifen?

Eine Frage, die der deutsche Dolmetscher Norbert Heikamp im Interview mit dem Spiegel für sich selbst klar beantwortet hat. Für ihn ist es ein Muss, sprachlich nah am Original zu bleiben.
“Ich finde es durchaus wichtig, zum Beispiel Trumps sexistische Sprüche zu dolmetschen wie “‘Fass ihnen an die Muschi”, auch wenn ich solche Sätze an sich nicht gerne sage. Aber daran wird deutlich, was er für ein Mensch ist, wie er handelt.”

Ein chinesisches online-Medium machte daraus: “Du kannst selbst mit ihrer unteren Hälfte spielen, alles ist möglich.”

Obwohl Trump von Thema zu Thema springt und deshalb schwer verständlich ist, war seine einfache Sprache vermutlich der Schlüssel zum Einzug ins Weiße Haus.
Damit hebt er sich klar von der US-Elite in Washington ab, die vielen seiner Wähler verhasst ist und für die Hillary Clinton steht.
“I love the poorly educated!”, sagte er in seiner Rede nach dem Wahlsieg vom 9. November.

direct quote from Trump’s victory speech: “I love the poorly educated”

— John Hudson (@John_Hudson) 24. Februar 2016

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