Geschichten aus dem britischen Parlament, die Sie vielleicht noch nicht kannten

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Von Euronews
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Im Vereinigten Königreich findet die Eröffnung des Parlaments jedes Jahr statt.

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Im Vereinigten Königreich findet die Eröffnung des Parlaments jedes Jahr statt – seit dem 16. Jahrhundert. Das Protokoll gibt es in seiner heutigen Form seit 1852, seit der Palast von Westminster mit den beiden Kammern des Parlaments nach einem Brand wieder aufgebaut wurde. Das Herzstück der Zeremonie ist die Rede der Königin – oder des Königs – die an die Mitglieder des House of Commons und des House of Lords, also Unter – und Oberhaus. In der Rede setzt der Monarch die gesetzgeberischen Prioritäten der Regierung für die Sitzungsperiode. Die Zeremonie verbindet Monarchie, gewählte Abgeordnete des Unterhauses, die Lords, also das Oberhaus des Parlaments, und hochrangige Mitglieder der Justiz und des diplomatischen Dienstes.

Archaische Traditionen

Bestimmte Traditionen sind heutzutage rein zeremoniell, zum Beispiel, wenn die Keller des Palastes von Westminster durch die Leibgarde der Queen durchsucht werden. Die Yeomen sind die älteste noch existierende britische Militäreinheit. Im Jahr 1605 durchsuchte die Leibgarde nach einem gescheiterten Versuch englischer Katholiken, den protestantischen König James I. in die Luft zu jagen, die Häuser des Parlaments. Seitdem werden die Keller von den Yeomen durchsucht. Ein anderes Ritual ist die “Auslieferung der Geisel”: der Haushofmeister des königlichen Haushalts, ein Einpeitscher der Regierung, ist während der Zeremonie “Gefangener” im Buckingham Palast. Die sichere Rückkehr des Königs aus dem Parlament ist Bedingung für das Überleben des Haushofmeisters – so stellt man das Überleben der Könige sicher, seit Charles I. 1649 seinen Kopf verlor.

Der Weg des Monarchen zum Parlament

Der Monarch kommt in einem von Pferden gezogenen Wagen und wird von Gemahl oder Gemahlin begleitet. Die Fahrt geht vom Buckingham-Palast zum königlichen Eingang von Westminster; die Staatskrone hat eine eigene Kutsche und fährt den Monarchen voraus. In Westminster angekommen, wird der Monarch in der Kleiderkammer in das parlamentarische Gewand mitsamt Krone eingekleidet. Die Königin geht dann zum House of Lords, wo die Rede gehalten wird.

Die Einberufung des Unterhauses

Wenn der Monarch fertig ist, geht der Gentleman Usher of the Black Rod, ein hoher Beamter und allgemein einfach als Black Rod bezeichnet, zum Unterhaus und ruft die Abgeordneten ins Oberhaus. Will er das Unterhaus betreten, wird ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen; das Unterhaus demonstriert so seine Unabhängigkeit. Der Black Rod klopft dann dreimal an der Tür, wird eingelassen und sagt:

“Herr Sprecher, die Königin befiehlt, dieses Hohe Haus Ihrer Majestät sofort im Haus der Peers aufzusuchen.”

Die Abgeordneten gehen dann paarweise in das House of Lords.

Die Rede

Die Rede des Monarchen wird vollständig vom Premierminister und seinem Kabinett vorbereitet. Die Rede wird traditionell auf einem Ziegenleder geschrieben, allerdings ist das Leder seit 2013 aus Kostengründen ziegenfrei. Die Rolle wird mit gebeugtem Knie vom Lord Chancellor geliefert, der dann rückwärts die Treppe vom Thron nehmen muss, um dem Monarchen nicht respektlos den Rücken zuzukehren.

Hat jemals ein Monarch die Eröffnung des Parlaments verpasst?

Die amtierende Königin Elizabeth II. war wegen Schwangerschaft entschuldigt, und das gleich zwei Mal. Der Lordkanzler hat ihre Rede zu diesen Gelegenheiten gehalten. Auch Queen Victoria hat die Zeremonie zigfach verpasst, angeblich aus Trauer um ihren Gatten Prinz Albert. In 34 Jahren war sie nur sieben Mal anwesend.

Mehr nützliche Infos über das britische Parlament

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